Weil ich letztes Jahr davon gehört und spontan beschlossen hatte, diesen Lauf zu "machen" und dies unvorsichtigerweise auch rumerzählt habe, blieb mir trotz größtem Respekt und bisheriger Mißerfolge in der heurigen Saison gar nix anderes übrig als mich anzumelden und statt der vielen flachen Runden ein paar mal auf Kahlenberg und Hermannskogel zu üben:  irrwitzig wenig  angesichts der Herausforderung von 5000 hm am Stück (die Distanz ist ja wenigstens nicht so schlimm):

Höhenprofil

Im Prinzip eine große Runde um das Pielachtal (Dirndltal nicht wegen des Kleides sondern der dort reichlich wachsenden Kornelkirsche vulgo Dirndl - für alle die´s jetzt unbedingt wissen wollten), heuer zum dritten Mal veranstaltet von Gerhard Lusskandl und Erika Pickl sowie dem ESV Ober-Grafendorf mit unzähligen freiwilligen Helfern und Helferinnen, die für nur knapp 80 gemeldete Einzelläufer mindestens einen ganzen Tag + Nacht im Einsatz sind !

Vorbereitung:

Ursprünglich war ja geplant, gemeinsam mit Martin K zu laufen, der ja schon Ultratrailerfahrung hat und auch die Zeitplanung übernahm: 21-22 Stunden waren zum sicheren Durchkommen veranschlagt. Leider musste er verletzungsbedingt kurzfristig absagen und so bin halt alleine und ein bisserl planlos am Freitag mit der Bahn nach Ober-Grafendorf (dem Start-Ziel-Ort) gefahren. Wenigstens hatte ich das Quartier direkt im Bettenlager des ESV-Heimes reserviert, sodass ich nicht in der Früh ohne Fahrzeug zum Start musste. Dort wurde ich herzlich empfangen und Gerhard versicherte einen heißen gewitterfreien Tag (es war das Wetter bisher die ganze Woche eher sehr durchwachsen gewesen) - die vorbereiteten Dropbags also ebenso wie den Rucksack um einiges Gewand entleert.

Für mich war das ja alles neu und ich sammelte soviele Informationen wie ich konnte:

  • die Dropbags werden abgegeben und an die gewünschten CP´s (control points, siehe Skizze oben) hinterlegt, man muß also gar nicht alles mitschleppen !
  • an den CP´s wird eine Kontrollkarte, die man mit sich trägt, markiert (und die Zeit gemessen)
  • es wird ein paar sehr schwierige schmale schlammige Wegpassagen vom Eisenstein runter geben - war dann einer der schönsten Singletrailabschnitte der ganzen Strecke :-)
  • es ist schon öfter vorgekommen, daß sich wer verlaufen hat - sollte mir auch passieren :-(

 

Um 18h pünktlich und knapp die Läuferbesprechung, bei der im Wesentlichen die 5-6 möglichen Arten der Markierung der Strecke erklärt wurde und das alles ganz einfach sei vor allem im Dunklen wenn man die Reflektoren sieht... anschließend Nudeln, leider nur mit Fleischsoße also trocken mit Parmesan für Veggies wie mich. Dafür traf ich meinen Jugendfreund Markus wieder, der sich zum ersten Mal an so eine lange Distanz heranwagen wollte - sehr erfolgreich übrigens wie sich herausstellen sollte ! Sonst kannte ich nur wenige Läufer/In von früheren Bewerben, etliche waren auch von Deutschland angereist und ich lernte einige nette Menschen kennen. Alle waren natürlich mehr oder weniger nervös, für etliche war es das erste Mal so eine lange Strecke.

Der Lauf:

Früh ins Bett, wenig geschlafen, ab 4h wird aufgewacht im Lager, volles Frühstücksprogramm steht bereit: der Tag fängt schon mal gut an ! Start ist bei bedecktem Himmel um 6h und die ersten Stunden bleibt das so und die Strecke ist anfangs flach auf Asphalt und dann leichte Anstiege, die im 2. und 3. Abschnitt in schöne Wege oft am Waldrand und über Wiesen übergehen, teils aber auch Asphalt. Ich finde ein angenehmes Tempo und merke rasch, daß ich trotzdem um 20-30 Minuten pro Abschnitt schneller bin als vorausgesehen.

 

 

Nach CP3 geht´s dann relativ lang auf Asphalt bergab, überhaupt ist im 4. und auch 5. Abschnitt viel zu viel Straße drin für meine leichten ungedämpften Salomons. Aber wenigstens komme ich rasch weiter, es wird ohnehin immer heißer, obwohl erfreulicherweise immer wieder ein bischen Wind aufkommt Ich brauche 3/4-1 Liter Getränke pro Stunde und freue mich immer mehr, daß mir diesmal nicht und nicht übel wird :-) Der Zeitplan wird "laufend" revidiert, da muss doch unter 20 Stunden drin sein !

CP5 knapp nach 14h erreicht, nach 8 Stunden, veranschlagt waren 11 gewesen und deshalb ist die Stirnlampe dort deponiert, weil der nächste CP mit Eigenversorgung trägt die Nummer 8 und wir hatten gedacht da schon im Finstern anzukommen - also nicht vergessen, wird ja trotz der guten Geschwindigkeit noch gebrauch werden! 15 Minuten Pause zum Füße eincremen und Essen/Trinken, aber eigentlich will ich weiter: der Berg ruft ! Es geht jetzt doch steil hinauf auf den Eisenstein, aber Wandern war ich ja immer schon gerne und ich bin relativ gesehen recht flott unterwegs. Vom Eisenstein geht´s wie gesagt technisch etwas anspruchsvoll aber laufbar runter und dann gleich wieder steil rauf auf den Hohenstein wo ich in ausgezeichneter Verfassung ankomme.

Dort treffe ich auf eine junge Läuferin mit ordentlichen Wunden an beiden Händen nach einem Sturz, die mit mir weiterläuft. Sie denkt  natürlich nicht ans Aufhören und ist offenbar in sehr guter Form. Wir beschließen nach ein paar einseitigen Komplimenten (Danke, Julia !) gemeinsam weiterzulaufen möglichst bis zum Schluß, damit es in der Dunkelheit einfacher wird.

 

 

CP8 nach langer Forstrasse bergab erreicht. Schuhwechsel auf die dort deponierten Strassenschuhe, es werden wie ich richtig vermute wieder viele Asphaltabschnitte folgen. Essen trinken nochmals kurze Pause.

Christoph "Trailapotheker" schließt sich uns an, der Plan ist: aufwärts alles gehen, eben und bergab laufen, was auch weitgehend eingehalten wird. Erfreulicherweise haben wir ja die meisten Höhenmeter bereits hinter uns. Sehr angenehm die gedämpften Schuhe :-) Ich könnte sogar schneller aber Sicherheit=Durchkommen hat jetzt eindeutig Vorrang !

 

 

Vor CP10 wird´s finster und die Stirnlampen aufgesetzt. Mit 3 Lampen nebeneinander und meistens Asphalt ist die Sicht luxuriös ! 

 

 

Deswegen unachtsam plaudernd bemerken wir im letzten Abschnitt nicht, daß die (dort schlecht angebrachte) Markierung links nach unten in den Wald führt. Kurz darauf treffen wir einen entgegenkommenden Läufer der meint sich verlaufen zu haben. Wir sind so überzeugt und überzeugend daß er nochmal mit uns weiterläuft, bis wir alle einsehen, daß es wirklich der falsche 'Weg  ist. Hier nochmals die Bitte um Entschuldigung, Georg, falls Du das liest ! Also zurück und die letzte Steigung runter in die Ebene zu viert, die Moral ist nicht mehr sehr hoch aber es ist ja auch nicht mehr weit ins Ziel. Eine kurze Diskussion über die Reihenfolge des Zieleinlaufs wird zur hoffentlich allgemeinen Zufriedenheit gelöst und glücklich errreichen wir das Ziel nach 16h45min: Bier ist angesagt !

 

Schlafen wieder sehr unruhig, es werden alle früh munter und der Vormittag vergeht mit Frühstück Dusche Chillen bis zur Siegerehrung um 10h30. Der letzte Läufer erreichte übrigens noch vor 6h morgens das Ziel, also unter 24 Stunden.

Resumee:

  • ingesamt ein sehr liebevoll gestaltetes Ereignis (einzig das Essensangebot im Start-Ziel-Bereich ist verbesserungsbedürftig)
  • Steigungen trotz der vielen Hm nichtextrem schwierig, kein alpines Gelände
  • bei schönem Wetter Strassenlaufschuhe besser, ausser zwischen CP5 und CP8
  • persönlich heuer mein erster "geglückter" Lauf
  • ich werde möglicherweise wieder mitmachen

Ergebnisse:

http://www.dirndltalextrem.com/Dirndltal_Extrem_Ultramarathon/2014.html

Fotos:

folgen noch