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Wenn es um das Berichteschreiben geht, scheint eins zu stimmen: je mehr Mitglieder vom ULT Heustadlwasser an einer Laufveranstaltung teilnehmen, desto eher gibt es keine Laufberichte. Irgendwie haben wir die Stunden sowieso zusammen erlebt. Unsere Whatsapp-Gruppe tut das ihre dafür, dass wir nicht mehr so viel schreiben. Trotzdem, für mich waren die zwei Läufe im Rahmen der Rosalia Trail Challenge 2023 und der Golser Ultralauftage 2023 so besonders, dass ich mich doch noch an einen (späten) Bericht wage.

Nach den Anstrengungen des 24 Stundenlaufs von Tulln hatte ich die „Ganze G’schicht“ des Wien Rundumadum eigentlich gedanklich schon abgehakt und liebäugelte mit der „Halben oder Kurzen G’schicht“, war aber im Zweifel, ob mir das wirklich reichen würde.

Da kam mir die glorreiche Idee, Josef zu fragen, ob er vielleicht Begleitung über die 130km Strecke möchte. Das Ganze langsam und gemütlich zu machen und das noch in netter Begleitung, reizte mich sehr. Josef war sofort begeistert und ich meldete mich sogleich an.

Als Josef dann sagte, er werde dieses Rennen für Heinz Jürgen laufen und finishen, dem dies heuer leider nicht vergönnt war, es selbst zu tun, bekam es für mich gleich eine ganz andere Bedeutung.

Es war klar, wir mussten unbedingt beide finishen, komme was wolle!

Außer Josef und mir waren auch Peter und Bruce für die „Ganze G`schicht“ angemeldet.

Christian, Robert, Martin und Gina hatten uns im Vorfeld Unterstützung in Sachen Versorgung  und Begleitung zugesagt. Es sollte sich nachträglich herausstellen, dass es ohne diese (und Heinz, der uns mit seiner Begleitung überrascht hatte), fast unmöglich gewesen wäre, unser Ziel zu erreichen.

Am Samstag traf ich um 5 Uhr im Sportzentrum Donaucity ein um meinen Tracker zu übernehmen. Peter und Bruce waren schon vorort, Josef, wie gewohnt in „kurz/kurz“ war ebenfalls pünktlich da.

Um 5:15 erblickten wir einen gut gelaunten Christian, der nach durchfeierter Nacht nichts Besseres zu tun hatte, als extra vorbeizukommen um uns Glück zu wünschen.

Pünktlich um 5:30 erfolgte der Start. Josef und ich hatten sich ganz hinten eingereiht, wir hatten ja vorgehabt, es ganz gemütlich anzugehen.

Genau das taten wir auch. Nur nicht übertreiben war die Devise. Langsam trabten wir die Donau entlang Richtung Leopoldsberg. Am Nasenweg, den wir zurückhaltend hinaufschritten, wurde es langsam hell. Wir teilten uns unsere Kräfte gut ein.

Oben angelangt wehte ein kühler Wind. Die Ebenen und bergab liefen wir, die Anstiege gingen wir.

So kamen wir recht frisch zur ersten Labe am Ende der Schwarzenbergallee, die wir gleich ausließen, da wir noch gut mit unseren eigenen Vorräten versorgt waren. O.k. einen Krapfen stopfte ich schnell in mich rein. Ich konnte nicht widerstehen!

Weiter ging es wieder laufend und gehend durch den Gatsch Richtung Hütteldorf. Dort angekommen nahmen wir uns Zeit für ein Selfie.

Bis zu unserem nächsten Zwischenziel, den Dreihufeisenberg lief es immer noch problemlos für uns. Laufend, gehend, plaudernd, scherzend, lachend ging es dahin. Den Anstieg auf den Dreihufeisenberg bewältigten wir sehr zurückhaltend, oben gab es wieder ein Selfie und wir freuten uns schon auf das Bergablaufen Richtung Gütenbachtor, das wir dann auch wirklich genossen.

Bei der Labe am Gütenbachtor wechselte Josef seine Schuhe, wir füllten unsere Vorräte auf und ich verdrückte drei Aufstrichbrote, einen Krapfen und leerte ein Fläschchen „Ensure Plus“.

Mit vollem Magen machten wir uns frohen Mutes auf den Weg. Wir setzten uns mehrere Zwischenziele: Kalksburg, Liesing, Atzgersdorf, Wienerberg, Zentralfriedhof.

Wir waren immer noch gut drauf, hatten unsere Kräfte gut eingeteilt und waren immer noch laufend unterwegs. Mit unsere Pace waren wir sehr zufrieden, es schaute lange nach einer Endzeit von ca. 20 Stunden aus, aber das war uns nicht wichtig. Finishen war die Devise!

Langsam wurden wir hungrig, die Labe beim Zentralfriedhof war nicht mehr weit. Da tauchte plötzlich zum ersten mal das „Vollenhofer Catering“ vor uns auf. Christian öffnete die Heckklappe seines Vans und präsentierte uns ein richtiges Buffet. Da waren Cola, Orangensaft, Almdudler, Mineralwasser, Käsesemmeln, Wurstsemmeln, Knabbergebäck, Krapfen, Schokoriegel, und, und, und.

Ich fühlte mich wie im Schlaraffenland und wir bedienten uns ungehemmt und nahmen noch Schokoriegel und Cola als Proviant mit. Vorbeikommende Läufer mussten wir leider enttäuschen, denn sie glaubten wirklich, das wäre schon die offizielle Labe gewesen.

Gestärkt liefen wir langsam weiter. Christian fuhr nach Hause, um Tee für uns zu kochen, mit dem er uns mit weiterer Verpflegung am Ende der Lobau verwöhnen wollte.

Sehr bald kamen wir bei der Labe beim Zentralfriedhof an. Leider hatte Josef im Vorfeld seinen einkalkulierten Kohlehydrat Mix versehentlich anstelle in den Dropbag beim Zentralfriedhof in den bei der Esslinger Furt, 20km später gepackt. Das sollte sich als folgenschwerer Fehler herausstellen, da er nun energiemäßig unterversorgt war. Ich glaube, das hat ihn auch etwas aus dem Konzept gebracht.

Laufend und gehend bewegten wir uns weiter durch Simmering in Richtung Freudenauer Wehr. Unsere Pace war immer noch halbwegs konstant, wir waren noch sehr gut im Zeitlimit und wir waren weiterhin gut gelaunt.

Oben auf der Wehr erblickte ich zwei Lichter von Fahrrädern. Ich weiß nicht warum, denn wir hatten nicht ausgemacht, dass wir uns dort treffen würden, aber ich wusste sofort, dass da Gina und Martin waren.

Die Freude war groß, die Beiden zu sehen, wir konnten Abwechslung und Gesellschaft sehr gut gebrauchen. Wir wurden mit warmen Tee und Salzstangen verwöhnt. Plaudernd zogen wir vier weiter Richtung Steinspornbrücke, als uns im Dunklen ein Läufer entgegenkam. Wir hatte keine Ahnung, dass Heinz beschlossen hatte, uns ein Stück des Weges unterstützend zu begleiten. Die Freude war groß, ihn zu sehen.

Gina und Martin versorgten uns bei der Steinspornbrücke nochmals mit Tee und Salzstangen und verabschiedeten sich.

Heinz machte sich mit uns auf den Weg durch die Lobau. Langsam laufend bewegten wir uns weiter. Bei Josef stellten sich erstmals körperliche Probleme ein. Er hatte in der Woche vor dem Bewerb Schmerzen in der rechten Hüfte. Diese bekam er durch Massage gut in Griff. Jetzt machte ihn aber seine linke Hüfte zu schaffen und es war schon eine leichter Linksknick beim Laufen und Gehen bemerkbar. Unsere Pace wurde langsamer und ich machte mir langsam Sorgen, ob Josef bis ins Ziel durchhalten können würde.

Sehr lang war der Weg zur Esslinger Furt. Heinz war immer noch bei uns, Josef wurde immer schiefer und wankte stark nach links.

Kurz vor der Esslinger Furt überholte uns plötzlich ein Radfahrer und bremste sich neben uns ein. Robert, schwer beladen mit einem Rucksack voll mit Verpflegung, war plötzlich da und wie sich letztendlich herausgestellt hat, sollte er bis ins Ziel an unserer Seite bleiben.

Zu viert ging es weiter. Plötzlich war in der Ferne ein Licht zu erkennen. Wir näherten uns an und siehe da, Christian lief uns, ausgerüstet mit zwei Thermoskannen mit heißem Tee entgegen. Dankbar tranken wir das wärmende Getränk und erreichten schließlich die Labe.

Josef konnte seine Energievorräte nachfüllen und er zog eine Jacke an. Ich beschloss, meine lange Hose und meine Jacke, die ich in meinem Dropback deponiert hatte, nicht anzuziehen. Ich dachte, dass meine dünne Jacke, mit der ich seit dem Start lief, reichen würde. Das war ein schwerer Fehler.

Christian reichte mir noch eine Käsesemmel, die ich sofort verschlang und verabschiedete sich von uns. Wir vereinbarten, uns bei der Labe in Gerasdorf wieder zu treffen.

Josef, Heinz, Robert und ich machten uns wieder auf den Weg. Josef hatte schon schwer zu kämpfen. Wir wurden immer langsamer und es wurde immer kälter. Aufgeben war für Josef aber immer noch keine Option! Stöhnend und sichtlich am Limit zog er weiter. Heinz und Robert hielten ihn bei Laune. Josef ließ es sich auch nicht nehmen, zwischendurch zu scherzen. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich ihn nur noch bewundert, wie stark er war, obwohl ich mir auch Sorgen machte.

Und mir wurde immer kälter. Ich bereute es so sehr, mir das warme Gewand nicht angezogen zu haben.

Heinz begleitete uns noch bis zur U-Bahn Station Aspern Nord.

Zu dritt machten wir uns auf den Weg von Breitenlee über Süßenbrunn Richtung Gerasdorf. Auf den Feldwegen blies starker Wind und die Kälte setzte sich in meinen Knochen fest. Ich verdrängte ständig den Gedanken, dass es noch viele Stunden dauern würde, bis wir das warme Ziel erreichen. Josef ächzte und wankte dahin, Robert war ständig bemüht, ihn bei Laune zu halten. Jede Handlung, wie zum Beispiel eine Gelpackung zu öffnen oder Handschuhe anzuziehen, war für Josef eine Herausforderung. Er war am Limit. Robert kümmerte sich rührend um ihn! Und mir wurde immer kälter.

Wir näherten uns der Labe in Gerasdorf. Wieder kam uns Christian laufend mit zwei Thermoskannen mit Tee entgegen. Es war eine Wohltat, diesen zu trinken. Er reichte mir noch eine Käsesemmel und wir verabschieden uns von Christian.

Mit Robert an unserer Seite machten wir uns auf den Weg Richtung Stammersdorf und mir wurde noch kälter. Josef hatte wohl Mitleid mit mir und versuchte immer wieder ein paar Schritte zu laufen, obwohl er schon echt am Sand war. Robert und ich versuchten öfters, ihn positiv zu stimmen, was er auch dankbar annahm. Der Weg ins Ziel schien für ihn zu diesem Zeitpunkt noch unendlich lang. Ich hatte richtig Mitleid mit ihm. Es war aber ganz klar, dass wir zeitgerecht finishen wollen und werden. Robert kümmerte sich weiterhin intensiv um uns!

Den Weg zum Bisamberg nach Stammersdorf waren wir sehr langsam unterwegs. Der kalte Wind machte mir zu schaffen, Josef kämpfte und kämpfte und Robert war immer für uns da.

An der letzten Labe wurden wir freundlich mit heißem Tee empfangen. Es stellte sich heraus, dass wir die Schlusslichter waren. Ich war mir aber immer noch sicher, dass wir es rechtzeitig ins Ziel schaffen würden.

Es ging die Kellergasse runter, der Weg entlang des Marchfeldkanals bis zur Donau erschien mir ewig lang. Ich kämpfte weiterhin gegen die Kälte und Josef versuchte sich wacker auf den Beinen zu halten. Er wankte schon sehr stark. Robert nahm uns weiterhin jeden Handgriff ab und versorgte uns mit Gummibären.

Die Donau entlang war das Ziel eigentlich schon in Sichtweite aber doch noch so weit weg, da wir ja doch schon sehr langsam unterwegs waren. Jetzt war es aber schon ganz klar, dass uns nichts mehr aufhalten konnte, unser Ziel zu erreichen.

Die Vorfreude auf den Zieleinlauf war riesengroß. Die Stufen hinunter zum Sportcenter musste Robert Josef stützen. Die Ankunft im Ziel nach 23:05 Stunden war unbeschreiblich. Wir wurden empfangen wie Sieger! Die Stimmung hat mich echt überrascht und berührt.

Man kümmerte sich fürsorglich um uns, es wurden uns Gulaschsuppe mit Gebäck und Bier serviert. Immer wieder fragte uns jemand, ob wir noch etwas brauchten. Obwohl schon alles abgebaut und weggeräumt wurde, hatte ich niemals das Gefühl, dass man uns loswerden wollte. Ich kann den Veranstaltern nur meine Hochachtung aussprechen. Da habe ich schon ganz Anderes erlebt!

Fazit:

Meine 6. „Ganze G’schicht“ war bei Weitem nicht meine schnellste, aber sicher jene, die mir ewig in Erinnerung bleiben wird. Ich spürte so sehr den Zusammenhalt in unserem tollen Laufverein. So viele haben uns unterstützt, versorgt, angefeuert und motiviert, unser Ziel zu erreichen. Danke allen dafür!

Peter beendete das Rennen in 17:19 Stunden, Bruce in 18:27 Stunden! Herzliche Gratulation!

                          

 

                          

                         

Endlich war es soweit – durch die vielen Absagen und Verschiebungen hatte ich gar nicht mehr daran geglaubt, aber die 24h-EM, die 2020 stattfinden sollte, ging endlich über die Bühne … und ich war dabei!

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