Wenn es um das Berichteschreiben geht, scheint eins zu stimmen: je mehr Mitglieder vom ULT Heustadlwasser an einer Laufveranstaltung teilnehmen, desto eher gibt es keine Laufberichte. Irgendwie haben wir die Stunden sowieso zusammen erlebt. Unsere Whatsapp-Gruppe tut das ihre dafür, dass wir nicht mehr so viel schreiben. Trotzdem, für mich waren die zwei Läufe im Rahmen der Rosalia Trail Challenge 2023 und der Golser Ultralauftage 2023 so besonders, dass ich mich doch noch an einen (späten) Bericht wage.

Nach einer hartnäckigen Haglundferse durfte ich es im Jahr 2022 endlich wieder wagen, etwas weitere Strecken zu laufen. Allerdings bin ich merklich langsamer geworden. Was liegt also näher, als einen Ultra anzugehen? Immerhin hatte ich zwar mal beim Rennsteiglauf mit 43,5 km formal einen Ultra absolviert, aber ansonsten blieb es immer bei höchstens 42,2 km.

ROSALIA TRAIL CHALLENGE

Vereinskollege Andreas Michalitz ist Mitinitiator der Rosalia Trail Challenge, eine Lauf- und Wanderveranstaltung am Rosalia Rundwanderweg. Die Bewerbe erstrecken sich von 22km bis zu 160km. Der Start findet beim Schloss Katzelsdorf statt. https://www.rosaliatrailchallenge.at/

Ich muss gestehen, dass ich vorher noch nie etwas von der Rosalia gehört hatte. Angesteckt von den VereinskollegInnen, die sich zahlreich für diverse Strecken angemeldet hatten, habe ich mich dann doch getraut, die 53km-Strecke mit doch etlichen Höhenmetern anzugehen. Allerdings wollte ich nichts dem Zufall überlassen. Daher habe ich die Strecke in verschiedenen Varianten mit lieben Lauffreunden in verschiedener Zusammensetzung fünf Mal trainieren dürfen. Wie so oft konnte ich mich dabei auf Josef verlassen, der sich rund um die Rosalia auskennt und mit mir Trainingsläufe bis 38km absolvierte. Danke hiermit an alle, die mitgelaufen sind. An allen Trainingsläufen gab es gutes Laufwetter und der Untergrund war trocken. Daher hatte ich die Strecke als gut laufbar in Erinnerung. Breite Forststraßen wechseln sich mit Single Trails und Wiesen ab. Um auf die Höhenmeter zu kommen, geht es recht hügelig immer mal wieder bergauf und bergab. Insgesamt ist die Rosalia eine tolle, abwechslungsreiche Strecke mitten in der Natur.

Der Wettbewerbstag rückte näher und die Wettervorhersage kannte keine Gnade. Schon die drei Tage vor dem Lauf hat es praktisch durchgeregnet; in höheren Lagen gab es sogar Schnee. Irgendwie hoffte ich, dass zumindest am Wettbewerbstag der Regen zeitweise Pause hätte. Aber angesichts meiner Vorbereitung habe ich nicht in Erwägung gezogen, eine kürzere Strecke zu laufen oder erst gar nicht anzutreten.

So stand ich pünktlich um 8h zusammen mit Erwin, Josef, Dietmar, Richie, Adalbert und Martin an der Startlinie am Schloss Katzelsdorf, natürlich mit Regen begleitet. Ich wollte es langsam angehen und so waren nach wenigen Minuten schon die meisten Läufer vor mir im Wald bergan verschwunden. Selbst die am Anfang recht breiten Forstwege waren gatschig und jeder Schritt war entsprechend anstrengend. Trotzdem genoss ich diesen Teil des Rennens. Bergan durfte ich eine Wiener Laufkollegin überholen, die mich beim ersten Downhill natürlich auch gleich überholen konnte. Ich darf es vorwegnehmen, bei der Rosalia ging es uns nochmal so und ich dachte, sie wäre weit vor mir. Sie hat aber dann eine falsche Abzweigung genommen und hat damit fast 17km Umweg in Kauf genommen. Chapeau, dass sie das durchgezogen hat.

Auch wenn sich das Feld weit auseinandergezogen hat, hatte ich immer mal die Gelegenheit, mich mit einigen Läufern zu unterhalten, u.a. ein Läufer, der von Diana trainiert wird; die Läuferwelt ist halt klein. Auch überholten wir dann nach einer Weile 80km-Wanderer, die schon um 5 Uhr gestartet waren. Später kamen schnelle 38km-Läufer, die mich wiederum überholten. So war man doch auf der Strecke nicht allein. Angesichts des Wetters gab es nämlich kaum sonstige Spaziergänger. Wie erwartet zog sich der Aufstieg zur Rosalia, und in den oberen Abschnitten lag sogar noch nasser Schnee, der das Vorankommen einen auch nicht erleichtert hat. Es gab Stellen, bei denen ich bis zum Knöcheln im Gatsch stand. Der Downhill von der Rosalia war für mich schon bei trockenen Bedingungen schwierig, angesichts der Bedingungen wurde es tatsächlich mein langsamster Kilometer, aber dafür blieb ich auch auf meinen Beinen. Man konnte bei einigen Mitläufern sehen, dass es sie dann doch zerlegt hat. Bei diesem Downhill überholte mich auch Peter, der die 38km-Strecke sehr flott finishen konnte.

Nach der Rosalia folgen noch zwei weitere Anstiege und ich merkte, dass es angesichts der Bedingungen noch sehr anstrengend werden sollte. Es hat mir aber sehr geholfen, dass ich die Strecke gut kannte und immer wusste, was auf mich zukam. Auch wusste ich, dass der schwierigste Downhill nach der Rosalia hinter mir lag. Wie erwartet machte mir die Teilstrecke rund um Bad Erlach nicht mehr so viel Spaß. Gerade die letzte 10km sind eigentlich fast flach und gut laufbar, aber ich musste mich immer wieder überwinden, nicht nur zu gehen, sondern im Trabschritt zu bleiben.

Endlich hörte es auf zu regnen und ca. 3km vor dem Ziel kam mir tatsächlich Andreas entgegen, der schon in seiner zweiten Runde für die 160km gestartet war. Nach über 80km fragte er ausgerechnet mich, ob es mehr gut ginge. Am nächsten Morgen sollte er in einer fantastischen Zeit mit Gesamtrang 2 die vollen 160km finishen. Mir ging es angesichts der schönen Umgebung und des nahenden Zieles tatsächlich immer besser. Und endlich nach über 8 Stunden tauchte das Schloss Katzelsdorf auf und ich laufe überglücklich über die Ziellinie. Dort erwarteten mich schon einige von uns. Gut verpflegt mit einer Suppe und mit trockener Kleidung warteten wir auf die anderen Starter, die alle glücklich ins Ziel kommen. Zu meiner großen Überraschung konnte ich sogar bei den Damen Masters den 3. Platz belegen, was mir zwei Flaschen Wein einbrachte. Heinz finishte mit 80km und einige ULTler starteten später auf der 22km-Strecke. Allerdings habe ich sie nicht gesehen.

Insgesamt ein tolles Erlebnis für mich, eine tolle Strecke und herausfordernde Bedingungen. Allerdings machte mir der Regen eigentlich nicht so viel aus. Dass so viele ULTler mit mir trainiert hatten und auch beim Lauf waren hat die Vorbereitung und auch den Bewerb selbst zu etwas Besonderem gemacht. Endlich bin ich eine „echte“ Ultraläuferin“.

Die Ergebnisse finden sich hier: https://my.raceresult.com/201527/

 

GOLSER ULTRALAUFTAGE 19.-21.05.2023

 

Wie im Vorjahr wollte ich gerne diejenigen LaufkollegInnen unterstützen, die sich tatsächlich in Gols auf die 48 Stunden wagen. Weder die Strecke noch die Umgebung begeistern mich, sondern vielmehr der Spirit, Zusammenhalt und Spaß der Läuferfamilie dort. Das will ich hier aber gar nicht beschreiben, sondern verweise auf den tollen Bericht von Martin aus 2019, der die Atmosphäre hervorragend einfängt:

https://ultralaufteam.at/index.php/laufberichte/ultralaeufe/125-2019-05-31-eine-schildkroete-am-weg-zum-dreihunderter

Die Austragung der Golser Ultralauftage stand dabei schon auf der Kippe, da sich sehr wenig LäuferInnen angemeldet hatten. Letztlich sind bei allen Bewerben zusammen 30 Läufer gestartet. Hier mache ich schon mal Werbung für 2024: neben den 48h- und den 6h- wird es dann auch einen 24h-Lauf geben und damit erst recht keine Ausreden mehr: 10.-12. Mai 2024 steht also schon im Kalender.

2023 gab es eine feine ULT-Abordnung mit Adalbert, Josef und Peter als die „typischen Verdächtigen“ sowie Gina und Sabrina als unser Neuzugang für die 48h. Harald, Erwin und Manuela waren für den 6h-Lauf gemeldet. Martin sowie Zita mit ihren Kindern waren zum Betreuen bzw. Anfeuern da. Am Samstag sollten noch Alexandra und Robert dazustoßen. Ich fuhr mit Erwin am Samstag nach Gols.

Angesichts der guten Betreuer-Läuferkonstellation und der langen Fahrt nach Gols konnte mich Erwin überzeugen, trotz der sehr hohen Temperaturen mich doch noch kurzfristig beim 6h-Lauf anzumelden. Es waren nur 2 Läuferinnen gemeldet, so dass ich dann die Dritte im Bunde wurde. Wie so oft muss ich zugeben, dass ich meine Prinzipien über Bord geworfen habe: zuerst nie einen Ultra zu laufen, und sowieso keinen Rundkurs.

Pünktlich um 10h ging es am 20. Mai in Gols auf den kurzen Rundkurs, der den Vorteil bietet, genau einen Kilometer lang zu sein, so dass man nie rechnen muss, und sehr übersichtlich zu sein. Die 48h-Läufer waren ja schon seit 24h unterwegs. Alle 6h-Läufer starteten schnell, so dass ich gleich ganz hinten blieb und relativ bald überrundet wurde. Ich hatte mir vorgenommen, angesichts der Hitze auf jeden Fall es langsam anzugehen. Tatsächlich konnte ich meinen Puls für die ersten drei Stunden des Laufs niedrig halten, so dass ich fleißig Runden sammeln konnte. Allerdings musste ich feststellen, dass meine Prinzipien vielleicht doch ihre Berechtigung haben. So richtig Spaß hat es nicht gemacht. Ich dachte wehmütig an die Erlebnisse bei der Rosalia zurück. Nach ca. 3h meldete sich auch mein Puls, der in ungeahnte Höhen schnellte. Die Hitze machte mir zu schaffen und eigentlich wollte ich nach 3,5h aufhören. Dann fiel mir allerdings ein, dass es ja peinlich ist mit vielleicht 30km bei einem Ultralaufbewerb aufs Treppchen zu kommen. Ich quälte mich daher noch bis zu 35km und nahm mir dann vor, die letzten 2h des Bewerbs mindestens zu gehen, so dass ich auf jeden Fall mehr als einen Marathon zusammenbekomme. Kaum fing ich an zu gehen, ging es mir schlagartig besser, der Puls war wieder normal und die Sonne nur noch halb so schlimm. Sabrina kämpfte mit einer Verletzung und war auch am Gehen. So durfte ich sie die letzten zwei Stunden meines Laufens begleiten und etwas kennenlernen. Die Musikauswahl in Gols war durchwachsen, aber ein Lied haben wir beide genossen. Passenderweise von „Wir sind Helden“ Denkmal. Interessanterweise waren wir beide fast textsicher und sangen laut mit. So gingen die letzten zwei Stunden doch viel schneller vorbei, als ich befürchtet hatte und ich durfte wie geplant als dritte mit immerhin etwas über 46km finishen.

 

Was ich daraus lerne: Rundenläufe sind nichts für mich, aber ich begleite gerne andere Läufer. Ich durfte im Juli zuerst kurz Josef und dann Sabrina für viele Kilometer beim 24h-Lauf in Bad Blumau begleiten. Das hat riesen Spaß gemacht und ich habe tatsächlich ohne Stress über 62 Kilometer gesammelt. Irgendwie fühle ich mich damit nun endlich auch als „echte“ Ultraläuferin.

Ich darf noch nachtragen, dass unsere Delegation in Gols tolle Leistungen erbracht hat: hier sind die Ergebnisse: https://my.raceresult.com/230119/.,