Es war ein Samstag, der so nicht geplant war und der dennoch erinnerungswürdig bleiben wird. Denn an jenem 6. April ging der 37. Payerbacher Frühlingslauf in Szene, in dessen Zusammenhang ich bis wenige Tage zuvor nicht im Traum danach dachte, dabei sein zu wollen (wenn ich schon träume, dann von Stürzen und Verletzungen und Mord und Totschlag).

Doch das wissen wir alle - es kommt immer anders, als man denkt. Nach einem wiederholten Aufruf von Anne und Zita, dass noch Mitglieder für das vierköpfige “Team Waldschlössl” gesucht würden, kontaktierte ich unseren Lauffreund Alejandro.

Was machst am Wochenende?”


”Am Sonntag laufe ich den Bratislava-Marathon.”
”Cool, dann hast ja am Samstag Zeit für einen Halbmarathon in Payerbach...”

Das Team Waldschlössl war somit komplett.

Vor dem Rennen kehrten wir bei Anne und ihrem Mann Thomas ein, die einen Zweitwohnsitz in Payerbach eröffneten, hatten nette Gespräche und wurden wunderbar bekocht: Die Fusilli in Tomatensauce hätten sicher auch “Woody Running” geschmeckt (das ist jetzt eine Insider-Geschichte, und diese zu erzählen würde zu weit abschweifen). Jedenfalls, Anne, danke nochmals für die Bewirtung und die “Home Base” bei euch!

Allerdings war der Fußmarsch zum Start-Ziel-Bereich dann doch etwas lang, 500 Meter in der hoch stehenden Sonne können sich wirklich ziehen. Noch dazu: Halbmarathon? Was mache ich eigentlich da? Warum habe ich Laufkleidung an? Ist es das wirklich wert?!

Ja, es war mehr als wert! Die erste Erklärung lieferte Alejandro bereits vor dem Start.

Was ist denn eigentlich hier der Hauptlauf”, wollte er wissen.
”Ganz klar die 10 km”, sagte Anne. Über diese Distanz ging auch Vereinskollegin, Vorstandsmitglied und Freundin Alexandra an den Start.
”Aha”, sinnierte Alejandro, “also sind die Halbmarathonis so etwas wie die Ultraläufer in Payerbach.”

Mein Weltbild war wieder gerettet.

Es waren in der Tat nur 40 “Bekloppte”, die sich bei einer Affenhitze auf den Weg machten. Die 21 Kilometer wiesen knapp 300 Höhenmeter auf, verliefen größtenteils an der Schwarza, zuerst taleinwärts nach Reichenau, dann zurück und talauswärts nach Schmidsdorf, Pettenbach und Richtung Ziel über Küb. Alles Namen, die ich noch nie gehört habe: laufen bildet!

Die ersten 13 Kilometer lief ich gemeinsam mit Zita, plauderte mit ihr über Freuden und Verantwortungen einer “Schlossherrin” - sie führt ja mit ihrem Mann Christian das “Waldschlössl”, über ihre erst kürzlich überstandene Corona-Erkrankung und über meine weiteren Ziele in dieser Saison. Zita und mich verbindet ein besonderes Band, wir haben uns vor sechs oder sieben Jahren bei einem gemeinsam Lauf kennen gelernt, und ich bilde mir ein, dass ich sie zu unserem Klub und in weiterer Folge zum Ultralaufen gebracht habe...

Gemeinsam mit ihr ging es nach rund einem Drittel der Distanz auch die Steigung hinauf zu diesem ihren imposanten Gebäude, in dem bereits Ferienwohnungen vermietet werden und in dem ein Cafè im Laufe der nächsten Monate eröffnet werden soll. Freundlicherweise hat sie für uns ebendort eine zusätzliche Labe eingerichtet (danke!). “Lauf nur allein weiter, ich werde nun langsamer”, sagte Zita mir bei rund zwei Drittel der Strecke. Einerseits tat er mir leid, sie alleine zu lassen, andererseits wollte ich zeitnah raus aus dieser heißen Angelegenheit. So nahm ich ihr Angebot an und eilte alleine weiter.

Auf den letzten Kilometern gab es nochmals ein paar Höhenmeter, die ich allesamt im Laufschritt bewältigen konnte, und dann war es auch schon geschafft. Mit meiner Zielzeit war ich zufrieden, mehr als ein Trainingsläufchen hätte es so oder so nicht sein sollen, und “schnell sein” ist etwas anderes, jedenfalls bin ich es nicht.

Ein Bier von Thomas (danke!), ein paar Gespräche mit Laufkollegen (Andreas Pöll, schön, dich nunmehr nicht nur auf Facebook zu kennen!), ein nie enden wollender Fußmarsch zurück zu Annes Quartier (“accommodation, food & beverages perfect, transport can be improved”, witzelte ich), und dann ging es auch schon wieder zurück nach Wien.

Bei der Siegerehrung am Abend nahm das “Team Waldschlössl” den Pokal für den zweiten Rang entgegen. Doch nicht nur die Platzierung ist erwähnenswert, viel mehr ist es noch die internationale Zusammensetzung: Alejandro Laurent Boucabeille (einziges nicht ULT-Mitglied - hola, quand allons-nous changer cela, mon seigneur?) ist französisch-mexikanischer Doppelstaatsbürger, Anne Darcy ist Deutsche, ich bin Italiener und Zita Schneider Ungarin: Köszönjük a barátságotokat!

Der Tag mit Freunden und Freundinnen war unbezahlbar. Die 21-km-Ultra-Laufübung war vielleicht vernachlässigbar. Aber ein bissl Bewegung bei schönem Wetter schadet ja nie, deswegen: alles richtig gemacht an diesem Samstag, 6. April!

Das internationale „Team Waldschlössl“ und eine 10-km-Läuferin aus Österreich: Alejandro, Zita mit Nachwuchs, Anne, Alexandra, Egon:

Zwei Medaillen, zwei Halbmarathons in diesem Jahr:
6.1.24, La Corsa della Bora; 6.4.24, Payerbacher Frühlingslauf.
Für 6.7.24 ist der Gronergrat Zermatt Ultramarathon geplant. Na, wenn das nicht nur auch ein Halbmarathon wird…

 

Mehr Infos:
https://fruehlingslauf.jts-events.com/
https://waldschloessl.eu/