Distanz: ca. 119 km
Positive Höhenmeter: ca. 7250 m
Maximale Zeit: 33:00

Teilnahme: nur nach erfolgreicher Qualifikation im Vorfeld

Weitere Details: www.ultratrailmb.com

Also, alles Eckdaten, die jedes Trailrunner-Herz höher schlagen lassen. Ein Traum! Einen, den ich mir in diesem Jahr zum zweiten Mal erfüllen wollte. Erfolgreich!

 

Anreise mit dem Flugzeug. Von Genf mit einem „Mountain-Drop-Off- Auto“ (nicht billig!) nach Chamonix. Kleines Zimmer im Zielbereich um 100€/Nacht.

Dienstag, Vortag, Abholung der Startnummer. Eine erste Hürde inkl. langem Anstellen: Ausweis, Ausrüstung vorweisen und und …. In 2,5 Stunden ist es überstanden. Jetzt ab ins Zimmer, Nervosität immer dabei, hoffentlich eh nichts vergessen, Liste der notwendige Sachen durchgehen und in den Rucksack packen, Essen vorbereiten, Wasserblase auffüllen (Verdammt! Schnell in den Supermarkt, Wasser kaufen, Kaffee vom Maci holen für das Frühstück), Nochmals duschen, Wecker stellen, … Alles erledigt! Licht aus, Schlafen. Es ist 20:00 Uhr.

Mittwoch. Ernstfall. Aufstehen um 4:00 Uhr früh. Kalten Maci Kaffee aufwärmen, Marillenkuchen vom KOPP aus Wien essen, Nochmals Ausrüstungskontrolle (die wievielte?)

Auf zum Bus. Hallo Warteschlange. Die Fahrt zum Start Courmayeur (mein Gott, ist der Mont Blanc Tunnel lang) Ende nie. Sackerl abgegeben, WC aufsuchen, wie scheinbar 1.500 andere LäuferInnen auch (3 offizielle Klos! Die Naturklos, sie sollen leben hoch!). Immer noch nervös. Noch 30 min bis zum Start, bald geht’s los, vor mir ein Österreicher, kurzer Smalltalk, alles Gute – „Los mi im Kraut!“, 6:50 Uhr, ja bald,  

7:00 Uhr: Bumm! Start! 1,5 km lockeres Bergablaufen, schon vorbei, jetzt geht‘s bergauf, bergauf, bergauf, bissi hart, aber noch herzlich, Nach ca. 75 min die 1. Station, anstellen zur elektronischen Startnummernabnahme Passt. Laufen, laufen …Aus! Es geht schon wieder bergauf. Wetter optimal. Nach 2:15 Stunden: Die 2. Station. Sehr gut unterwegs, weiter so, endlich bergab, ich fliege, ich schwebe, alles im grünen Bereich. 3. Station: Wasser auffüllen. Ups, jetzt kommen 700 hm, aber hab‘ ja Zeit genug dafür.

Irgendwann, komisch kein Wasser mehr. Wurscht. Ich renn‘ einfach weiter. Jetzt wird’s doch a bissi warm. Wo gibt‘s Wassssser? Die Frage an den Läufer neben mir, ob er Wasser für mich hätte, wurde kurz und knapp verneint. Ja eh. Vorne sehe ich eine hohen, ja genau, Berg auftauchen, davor ein Fluss. Fluss? Wasser!! Schnell hin, trinken, Blase auffüllen. Hoppala, da kommen ja noch mehr auf die gleiche Idee. Ist‘s eigentlich Trinkwasser? Egal, werde ich schon noch merken.

Weiter bergauf und es klappt wirklich gut. 1. Kuchen bereits weg. Weiter, weiter. 4 Stunden irgendwas: 2.603 hm erledigt, das letzten Mal war dort eine Station. Mein Plan ist, Bourg ST Maurice um 16:00 Uhr zu erreichen (2012 war‘s 17:00 Uhr), dann könnte ich oben auf 2.567 hm den Passeur de Pralognan noch im Hellen erledigen! Es geht abwärts, Strecke kommt mir vom letzten Jahr bekannt vor. Bin ich in der Zeit oder nicht? Egal, weiterlaufen. Es geht durch Wiesen und Felder, immer weiter bergab. Irgendwann: Scheiße, Nasswiese und ich voll drinnen. Schuhe komplett nass. Wurscht, weiter.

Nach über 6 Stunden geht es wieder bergauf. Es passt nach wie vor. 2. Kuchen fast weg. Weiter. Genug Wasser, alles im tiefgrünen Bereich. Nochmals runter, dieses Mal geht es echt gut. Laufen, laufen, gehen, laufen, gehen, laufen, laufen, gehen?, über Stock und Stein,

Fast 16:00 Uhr: Nicht gut, Bourg ST Maurice noch immer nicht passiert, da war letztes Jahr davor eine Raststation Egal, weiterlaufen. Jetzt bin ich in einer Stadt, da schreit einer „left to the train, right to the CIP station!“ Deppert? Will weiterlaufen, Moment, am Bahnhof steht ja “Bourg ST Maurice“. Geil! Andere Route. 3x ums Eck, freier Blick auf die Raststation. Fühle mich fast als Sieger: 15:51 Uhr, 50,7 km, 8:51 Stunden unterwegs. Viel geschafft, Pause einlegen, umziehen. Warm ist’s. Nudelsuppe, Schokolade, Cola, Brot, Wurst. Alles rein. Ab jetzt wird’s eine Wanderung bis in die Nacht hinein sein: 17 km mit über 2.000 hm. War zu warm angezogen. Leichte Kopfschmerzen, halbes Schmerzpulver. Ausrüstung wird zum 2. Mal kontrolliert. 2, Stirnlampe, dicke Jacke, ja ja, hab‘ eh alles. Sie lassen mich durch. Auf geht’s. Neben mir eine Australierin: „do know the way?“ Ich: „Jau aufi, ca.6 Stunden, be cool“. Ein wirklich netter Anstieg. Kommt da noch mehr? Ja, jetzt noch mehr Anstieg. Hinter mir die Aussie. Hunger. Essen. Trinken. Weiter im Gehschritt. Links brennt die Abendsonne, rechts wird’s kühler. Alles ok. Ok? Fuck, noch höher. Weitere 500 hm geschafft, schön oder nicht , weiter geht’s. Bergauf, bergauf, gehen, gehen. Kurze Pause. Gehen, gehen. Aha, wieder ein… BERG. Gut, halt auch da rauf.

Hälfte habe ich nun. Zeit passt. Vielleicht jetzt ein wenig schneller, damit ich Cormet de Roselend noch im Hellen schaffe? Bergauf. Streckenteil kenne ich von 2012, sehr oarsch. Kurze Pause. Weiter. Leute kommen mir entgegen. Egal, weiter. Na endlich: Fort de la Platte auf 2.369 hm nach 11:25 Stunden. Bin gut drauf. Pause. Warm anziehen, denn es wird zunehmend kälter. Vor mir ein Italiener, der kotzt und kotzt und kotzt. Er hört nicht auf damit. Kümmert sich endlich einer um ihn? Endlich: Notfalldecke, der hat’s nun überstanden. Müde? Nein! Noch Bock? Nächste Frage! Kaffee gibt’s. Kurzer Schluck und weiter. Zur Abwechslung wieder mal 200 hm. Sollte versuchen, zu regenerieren. Laufen, gehen, Kuchenstück, Wasser, laufen, gehen, Kuchenstück Wasser, laufen, gehen, Kuchenstück Wasser. Dunkler wird’s. Zeit passt! Haube auf, wird immer kälter.

20:24 Uhr, nach 13:24 Stunden: Passuer de Palognan. Noch hell, gutes Wetter, fit, super! Betreuer befehlen, Stirnlampe rauf, Ja, ja, schon erledigt. Und schon kommt die Dunkelheit, bergab im Geröll, in diesem Jahr fast trocken, ohne Eis und Schnee (2012 hat‘s hier geschneit, sehr dunkel war’s, -3°C, der Pass wurde damals nach mir evakuiert). Runter geht‘s nach Cormet de Roselend, 4,4 km (2 km im Geröll, 2 km laufend (?) auf Schotter). Um 21:38 Uhr, nach 14h:38 min ist es geschafft. Super,  dieses Mal gibt es hier ein Zelt mit Holzboden (Übrigens: letztes Jahr war hier für mich Endstation). Mein Sackerl holen, umziehen. Geil, frische Socken. Essen. Na, einige schauen nimmer so frisch aus, fast keine Frauen zu sehen, aber doch noch viele männliche Teilnehmer. Gönne mir 20 min Pause, danach Sackerl zurück. Und weg. Gehen in der Dunkelheit (jetzt beginnt wirklich die Nacht schön langsam). Col de Sauce auf 2.307, wieder 400 hm den Berg rauf. Na, langsam wird’s jetzt doch zacher, Markierungsstaberl leuchten rot, lass mich ins Gras fallen zum Staberl. Noch 300 hm, aufstehen, weitergehen, lass mich ins Gras fallen zum Staberl 200 hm, lss mich ins Gras fallen zum Staberl 150 hm, lass mich ins Gras fallen zum Staberl 100 hm. Oben! 3,4 km bewältigt in ich-weiss-nicht-was-für-einer-Zeit. Egal, weiter. Runter jetzt. He, da kann man – ich! – sogar jetzt laufen. Und gar nicht so schlecht. Lampe leuchtet super aus! 3 Italiener überholen mich jetzt. Na gut, bleibe dicht hinter ihnen, über Stock und Stein. Und dann: Scheiße! Kollision meiner rechten großen Zehe mit einem Felsen. Hat sich ja nicht sooo gut angehört. Tut‘s weh? Ja, verdammt! Trotzdem weiter laufen, Tut‘s sehr weh? Jaaaa! Weiterlaufen, nach 20 min war‘s dann doch egal, weiter den Italienern hinterher. Bald Mitternacht. Da kommt eine Station. Na ja, ein Tisch mit drei Betreuern, Cola und Keksen. Smalltalk. Keine Lust dazu. Wie geht‘s weiter? Aha, kleines Bergaufstück mit 400 hm. Danke.

Die Lockerheit lässt nun doch mehr und mehr zu wünschen übrig. Irgendwo oben am Mont Blanc Massiv stehen ich dann mitten in einer Kuhherde. Keine Orientierung mehr. Warte auf einen Läufer, da kommt einer, schnell hinterher. Nach 21:04 Stunden erreiche ich im Col Joly das Zelt auf 1.989 Höhe. Schon ein wenig sehr müde jetzt, kurze Pause. Wie weit ist es eigentlich noch?

Donnerstag 4:05 Uhr, bereits 21:05 Stunden laufend, gehend, stolpernd unterwegs, 85,6 km und 5.776 hm erledigt. Jetzt kommen 10 km bis Les contamines bergab, dann noch…

In dem Zelt ist wenig los. Ist schon Sperrstunde? Ah, Kellner kommt und fragt mich, nach was mir so wäre. Vielleicht eine Nudelsuppe, zur Abwechslung mit Cola und Brot und …. Und schon geht es weiter, laufend den Berg hinab. Beine leisten zunehmend Widerstand. Gfraster. Irgendwie nasse Füße. Sollte ich Blasen haben? Auch die Kollisionszehe meldet sich zunehmend. Ruhe! Ich komme in ein Waldstück, trotz einsetzender Dämmerung Dunkelheit. Viele Wurzeln. Also Vorsicht. Füße heben. Theorie! Praxis: Scheiße, bin voll mit einem Baum kollidiert. Lieg am Boden, Martin darf schon müde sein. Darf ich? Mich überholen einige Läufer. Ja, die laufen noch, tatsächlich. Ich nicht, gehe weiter abwärts. Les contamines ist das nächste Ziel.

6:55 Uhr: Nach 23:55:33 Stunden, 95,4 km und ca. 5.814 positiven hm erreiche ich Les contamines. Auf ins Lazarett. Der Arzt behandelt meine mittlerweile blutige Zehe. Meine nassen Füße werden mit „Betaisdone“ versorgt. Bange Frage: Kann ich weiterlaufen? Ja, aber ich würde es sein lassen, die Antwort des Arztes. Ich hätte jetzt noch ca. 25 km und 1.400 hm, d.h. noch ca. 6 Stunden, Das macht keinen Sinn, ein 2. Mal nicht geschafft. Ich bin satt. Nummer abgegeben, ab in den Bus nach Chamonix. Schlafen.

Übrigens, ich komme wieder. Keine Frage.

Zu den Fotos.