Für meine Vorbereitung auf meinen ersten 24h Lauf am 1.10. 2022 in Tulln habe ich mich für den Sri Chinmoy 6 h Lauf in München entschieden, der dieses Jahr am 10.09. stattfand.
Die Anreise mit dem Zug ist ja relativ easy, auch ein Hotel in München Moosheim war rasch gefunden, das Harry´ s Home, genial direkt bei Schnellbahn (und trotzdem ruhig) gelegen und mit dem Bus ist man in wenigen Minuten beim Veranstaltungsort
Die Strecke führt durch einen großen Park. Der Untergrund ist fest und hat zwei leichte Wellen. Der Asphaltanteil liegt in etwa bei 10%, der Rest ähnelt einer Forststrasse. Es hatte die Nacht über geregnet, in der Früh ging der Regen dann irgendwie in Schütten über. Aber Laufen ist ja bekanntlich eine Freiluftveranstaltung, also Augen zu und durch. Wobei der Regen beim Laufen ohnehin subjektiv leichter empfunden wird, als wenn man beim Frühstück sitzt, gemütlich seinen Kaffee trinkt und aus dem Fenster schaut. Ich wollte nur Anfahrt und die Zeit bis zum Start zumindest halbwegs trocken bleiben.
Am Gelände angekommen, ging es zur Startnummernabholung. Alles war super übersichtlich und aufgrund des nicht allzu großen Starterfeldes war der Andrang ziemlich überschaubar. So bekam ich meine Nummer mit dem Hinweis, diese so gut wie möglich sichtbar vorne zu tragen. Dann wurde mir eine Zählerin zugewiesen, die ich dann ca. 20 min vor dem Start kennenlernen durfte. Sie hatte mir das Procedere erklärt: Ich sollte bei jeder Runde Blickkontakt mit ihr aufnehmen und sie ggf. rufen, wenn sie mich nicht sehen würde. Die Motivation meinerseits, dass die liebe Frau keine von mir gelaufene Runde übersieht war immens groß. Ihr Name war Kanti - sie meinte ganz einfach wie Kante nur mit i; eh einfach, ein alltäglicher Name, den man auch nach 50 gelaufenen KM nicht vergisst :-). Diese Frau hatte keine Ahnung von meinem Namensgedächtnis, aber wie geschrieben, ich war schwer motiviert, keine Runde umsonst zu laufen. Dennoch war für mich klar, dass ich hier eher keine personal best laufen würde, aber was soll´ s, ich fühlte mich wohl und war guter Dinge, einen schönen Lauf zu erleben.
Dann ging es auch schon zum Start, der einige Meter vorverlegt wurde, damit eine 50km Zwischenzeit genommen werden kann. Vor Laufbeginn bekamen wir noch einige Informationen über die Friedensmeile, auf der wir nun 6h laufen sollten: Dann folgten einige Sekunden gemeinsames Schweigen bis letztendlich der Lauf pünktlich um 10:00 Uhr gestartet wurde. Die zu laufende Runde mit 1,58 km Länge ging vorwiegend durch Wald, was angesichts des Regens und des vorhergesagten Windes ziemlich fein war.
Man glaubt es ja kaum: Während dem Laufen sind wir einigen Helfern aus dem Veranstaltungsteam begegnet, die das Wasser mit Plastikschaufel und Schneebesen aus dem Weg schöpften. Somit war kaum bis gar kein Ausweichen notwendig war und wir konnten unbeschwert unsere Runden ziehen. Das Wetter, nachdem der Regen nachgelassen und nach einiger Zeit ganz aufgehört hatte, konnte im Grunde nicht besser sein. Temperaturen unter 20 Grad, also bestes Laufwetter.
Aufgrund von vielen Kurven war die Runde wirklich kurzweilig und die Zeit verging ziemlich schnell. Der Verpflegungsstand war richtig gut ausgestattet. Wer so wie ich schon öfters in Italien gelaufen ist, gehört zu der Gruppe der schwer verwöhnten Läufer, insbesondere was die Auswahl des Essens und der Getränke anbelangt. Beim Chianti Ultratrail sowie beim Florence Eco Trail waren Tische überladen, sodass Laufen fast zur Nebensache wurde. Aber auch hier in München wurde uns wirklich viel an Kalorien geboten, damit wir die 6h vielleicht ein bisserl leichter laufen. Es gab ohnehin üblich Wasser, Iso, Cola, zusätzlich wurden noch alkoholfreies Bier, Malzbier, Zitrone mit Wasser in wiederverwendbaren Bechern angeboten. Aber auch Nahrung gab´ s sehr reichlich: Orangen, Bananen, Nutellabrot mit Banane, Brezeln, Salz, Suppe und vieles mehr.
Ab der Hälfte gab es im Start-/Zielbereich, in dem auch die ZählerInnen saßen, eine Anzeigentafel, die manuell bedient wurde. Es stand also jemand vom Veranstalterteam dort und hat die gelaufenen km mit Karten an die Tafel gesteckt. Hier konnte wenigstens keine Technik ausfallen. Aber auch die ZählerInnen haben uns insbesondere ab der zweiten Hälfte die gelaufene Distanz immer wieder zugerufen. Somit gab es keine böse Überraschung, wenn die KM auf der Laufuhr von den offiziellen KM abwichen.
Als ich 50 km gelaufen war, bekam ich eine Fahne in die Hand gedrückt, mit der ich dann eine Runde laufen durfte. Ich finde, eine schöne Geste und es macht ja auch ein bisserl stolz, mit der Fahne eine Runde zu drehen. Danach war der größte Teil geschafft, die letzte Stunde begann und damit auch das Zählen und Kalkulieren: gehen sich die 61 km vielleicht doch aus. Meine Vernunft hat mich dann gefragt, ob ich nicht ganz dicht sei, bei diesem Untergrund nun doch noch an eine pb zu denken. Aber egal, einfach laufen, abgerechnet wird um 16:00 Uhr.
Zu Beginn der letzten Runde bekamen wir alle eine Fahne mit der Startnummer, die wir beim Signal am Ende der 6h einfach in die Wiese stecken konnten. Dann ging´ s langsam zurück zum Start, endlich sitzen, alkoholfreies Bier trinken, essen, umziehen und auf die Siegerehrung um 17:00 Uhr warten. Diese war ein für mich wunderbarer Abschluss eines sehr schönen Lauftages in München.
Eine wirklich schöne, kleine, feine Laufveranstaltung, die von viel Enthusiasmus des Veranstalterteams geprägt ist. Ich kann euch jedenfalls diesen Lauf nur ans Herz legen.