Dieser Tage läuft wieder einmal der Transalpine Run (TAR), und mein Respekt gehört all jenen Zweierteams, die sich die Tour von Oberstdorf in Deutschland über Lech, St. Anton, Landeck, Samnaun (wo auch ein Bergsprint ausgetragen wird), Scuol in der Schweiz, Prad am Stilfserjoch nach Sulden antun. Das sind im 15. Bestandsjahr der Veranstaltung acht Etappen in vier Ländern, 273,8 Kilometer mit 16.150 Höhenmeter im Aufstieg und 14.407 Höhenmeter im Abstieg. Chapeau!

Es gibt eine kürzere und gleichwohl ebenfalls anstrengende Variante, den Run 2, bei dem die ersten zwei Teilstücke abgelaufen werden, von Oberstdorf nach Lech (39,4 km, 2343 Hm) und von Lech nach St. Anton (27,7 km, 1787 Hm).

Und, sagen wir: zufällig, war ich bei diesem Zweitagesevent dabei.

Facebook-Lauffreund Frank hatte eher verzweifelt noch nach einem Teampartner gesucht, und ich sagte zu. Frank ist 30 Jahre jung, 65 kg leicht, 175 cm groß und strebt beim Köln-Marathon im Oktober eine Zeit von unter drei Stunden an. Na bravo, denke ich mir, viel werde ich ihn nicht sehen. Doch das Reglement kettet uns aneinander. Die beiden Läufer, die eine Mannschaft bilden, dürfen nicht mehr als zwei Minuten voneinander entfernt sein.

So werden es zwei sehr schöne Tage in umwerfender Natur. Die Organisatoren haben genügend Erfahrung und Expertise, um traumhafte Trails, im Auf-, wie im Abstieg, laufen zu lassen. Bei einem technischen Bergabstück am ersten Tag rutsche ich aus, und mein Stock bricht. Besser ein Schaden am Material als am Körper flachsen wir beide. Mit Frank lässt es sich tatsächlich gut laufen, er lässt mich bergauf die Pace machen, schaut, dass wir im Flachen nicht allzu langsam werden. Zeiten sind nebensächlich, wir beide haben das gleiche Ziel - laufend die Natur zu genießen.

Na ja: vielleicht nicht nur... Nach meinem verpatzten Auftritt beim GGUT sehe ich den Run 2 zwar nicht als Wiedergutmachung, dennoch als Standortbestimmung. Kann ich noch laufen? Will ich noch laufen?! Ich kann, ich will! Habe meinen Spaß, bergab an anderen vorbeizuspringen, mit Frank im Schlepptau, genieße die Höhenmeter und mache nicht nur für uns, sondern zwischendurch für ganze Meuten die Pace. Ich hab's nicht verlernt, sage ich mir (glücklich, froh und auch ein bisschen stolz).

Die Zeiten werden dann doch irgendwie wichtig. Am ersten Tag sehen wir beide auf den letzten Kilometern die Möglichkeit, unter acht Stunden zu bleiben. Es werden 7:55.50 Stunden, und Platz 29 unter den 58 Run 2-Männerteams. Unser Ehrgeiz ist angestachelt, tags darauf reihen wir uns im Startblock B in der ersten Reihe ein. Ein kluger Schachzug. Während andere im ersten single-trailigen Uphill (900 Hm auf den ersten 5, 6 Kilometern) in der Warteschlange stehen, können wir vorne mit wenigen anderen unser Tempo gehen. So beenden wir Tag zwei als 22. unter den (nunmehr 46) Run 2-Herrenteams in 5:19.46 Stunden - in einer von Frank prognostizierten Zeit, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich wäre mit einem Finish von unter sechs Stunden mehr als zufrieden gewesen. (Vielleicht sollte ich an meinem Selbstbewusstsein arbeiten?)

 

Mein Fazit fällt somit durchwegs positiv aus: eine tolle Veranstaltung, sensationell organisiert, ein Drumherum, wie man es anderort kaum findet. Ich verlasse den Run mit zwei Erfolgserlebnissen, das setzt dem Ganzen aus meiner subjektiven Sicht die Krone auf. Und ich habe einen neuen, angenehmen Lauffreund gefunden, mit dem man gut plaudern und auch scherzen kann. Wir werden in Kontakt bleiben, soviel ist sicher.

Aber ob ich einmal den gesamten TAR bestreiten werde? Ich weiß nicht. Meine Priorität gehört nicht den Etappenläufen. Und ein Eventband am linken Unterarm erinnert mich Tag und Nacht daran, dass ich mich einer besonderen Veranstaltung voll und ganz verschrieben habe...