Vor einiger Zeit fuhr ich mit meiner Freundin Andrea die A4 von Hessen nach Thüringen und ein Schild macht auf das Erlebnisbergwerk Merkers aufmerksam. Dank Google und einer unvollständigen Erinnerung von Andrea kamen wir darauf, dass dort 500m unter Tage eine Laufveranstaltung stattfindet und dies doch eine gute Gelegenheit wäre, weiter Thüringen zu erkunden. Gesagt, getan.
Ein halbes Jahr später musste ich meinen Wecker an einem Montag (und das einer bekennenden Langschläferin) stellen, da die Anmeldung um 6:00 startet und die 500 Startplätze binnen weniger Minuten ausgebucht sind. Da wir uns ein Laufen in Stollen und mit Helm nur schwer vorstellen konnten, haben wir uns risikoscheu nur für die knapp 10km entschieden, es gibt aber auch einen Halbmarathon und natürlich den Kristallmarathon. Vorteil des 10km-Laufs ist es auch, dass dieser früher startet und die Teilnehmer anschließend noch die Kristallhöhle besichtigen können.
Unsere Vorbereitung war am Vortag entsprechend unbeeindruckt mit 15km Herumlaufen in Eisenach mit Wartburgbesichtigung (Erinnerungen an den Rennsteiglauf 2015 werden wach) und einer riesigen Thüringer Platte. Von Eisenach waren wir dann doch in ca. 30min mit dem Auto in Merkers gelandet und nach der Startnummernabholung ging es flott mit Aufzügen 500m unter Tage. Dort war dann für alle Helmpflicht, praktisch alle hatten irgendeine Form eines Fahrradhelms auf. In offenen Lastern wurden wir in gefühlter irrer Geschwindigkeit durch die Stollen bis zum Hauptsaal, Bunker genannt, gefahren. Dieser hat beeindruckende Maße von 250 Metern Länge, 22 Metern Breite und bis zu 17 Metern und beherbergt außer die 500 Läufer mit Betreuern, Besuchern und Helfern auch noch den weltgrößten Schaufelradbagger unter Tage. An anderen Tagen gibt es dort sogar einen Kletterpark.
Alle sind gutgelaunt und genießen die Lightshow vor dem Start. Es wird noch ein Bergarbeiterlied gesungen und mit „Glück auf“ geht es auf einen 3.3km langen Rundkurs, der erstaunlich viele Hügel zu bieten hat, insgesamt für uns 165 Höhenmeter. Neben Helmpflicht ist auch Stirnlampenpflicht, auch wenn es relativ viel Licht gibt. Die ca. 250 Starter beginnen recht zaghaft, weil es erst mal mit 15% Steigung bergauf geht. Die Luft ist sehr trocken und die Temperatur mit konstant 20C angenehm. Viel Trinken ist angesagt. Die Stollen sind erstaunlich breit und man hat viel Platz, um seine eigene Pace zu laufen. Wie so oft wollten wir eigentlich einen entspannten Spaßlauf hinlegen, aber Andrea war gleich mal weg und hat dann mit unter 50 Minuten den 6. Gesamtplatz bei den Damen belegt. Da ich uns zusammen angemeldet habe, steht bei ihr dann auch als Verein der ULT Heustadlwasser – sehr schön. Als Preis gab es übrigens Badesalz. Ich selbst habe auch versucht, alle Anstiege zügig zu laufen und hinunter etwas Gas zu geben, so dass ich auf gut 52 Minuten kam, für mich also ein schöner Tempodauerlauf mit viel Spaß.
Im Ziel gab es Würstchen, Kuchen und natürlich den Marathon- und Halbmarathonstart. Weiterer Höhepunkt war dann die Fahrt zur Kristallhöhle. Das Kalibergwerk verbindet unendlich scheinende Stollen und allein zur Kristallhöhle sind es nochmal 6km und 300 weitere Höhenmeter hinab mit dem LKW. Insgesamt sollen es ca. 4600km Stollen sein, die sich unter Thüringen und Hessen ausbreiten. Dort dann wunderschöne Kristalle und großes Staunen über das Wunderwerk der Natur.
Fazit: ein toller Lauf und ein besonderes Erlebnis. Der Lauf ist zwar nicht Bestzeitentauglich, doch schneller, als man denkt und angesichts der Februar-Wetterkapriolen absolut berechenbar in Sachen Bedingungen.