Im Jahre 2017 hatte ich zwei Gedanken in meinem Kopf: mit der Nostrifizierung fertig zu werden und irgendwann einen Marathon zu laufen. Beide Ziele schienen mir damals unerreichbar zu sein – was sich falsch herausstellte. Ende 2017 kam das erste Ziel in erreichbare Nähe und realisierte sich Anfang 2018. Dann kamen die Sponsion und meine lieben Freunde aus Ungarn. Und diese schenkten mir ein verlängertes Wochenende in Verona für 18. November… inklusive einer Teilnahme am Marathon bzw. Halbmarathon.

In meinem Kopf hat sich ein Gedanke in jener Sekunde verselbständigt, als ich das Präsent erhielt: wenn schon, denn schon… Noch im Juli habe ich mir einen Trainingsplan zusammengestellt, Läufer in Wien gesucht, die gerne abends an längeren Laufen teilnehmen würden und ab Anfang August ging es – mehr oder weniger konsequent – los.

   Die Monate sind schnell vergangen und „plötzlich“ stand ich bei 4 Grad Celsius vor der Arena in Verona. Da es mein erster Marathon war, musste ich in der letzten Gruppe starten. Kein Problem, dachte ich mir, ich werde mich einfach bemühen, dass ich die Pacemaker für die 4 Stunden erreiche, dann habe ich wenigstens noch ein wenig Spielraum. Wir starteten um 9:00 Uhr und man merkte gar nicht, dass man die Startlinie erst 5 Minuten später erreichte. Coole Laune, gute Musik (Liquido: Narcotic…Parappapappapappaparara…), ItalienerInnen, die schöne Altstadt etc. Was wünscht man sich noch mehr?! Naja, nach einem Kilometer vielleicht 1-2 Grad wärmere Temperaturen, da sich das Wetter zwischen den alten Häusermauern doch ziemlich kühl anfühlte. Wobei ich mir gedacht habe: Ich muss mich sowieso bemühen, die Pacemaker zu erreichen, also wenigstens laufe ich schneller. Ab Kilometer 3 waren wir endlich draußen aus der Altstadt und am Ufer der Etsch unterwegs. Mehr Platz, keine Kurven und mehr Geschwindigkeit… obwohl ich mich auf den ersten Kilometern recht bemüht habe und einen viel schnelleren Schritt gehalten habe als geplant (ich weiß, das wichtigste beim Marathon: am Anfang ganz locker laufen…vielen Dank für die tollen Tipps an Woody Running, Egon usw., den ich selbstverständlich nicht ernst genommen, dafür aber ständig an euch gedacht habe, was ich noch bereuen werde…).

 Die ersten 10 km habe ich mit den Gedanken verbracht: Wie werde ich diese Geschwindigkeit länger aufrechterhalten können? Die Strecke führte bis ca. Kilometer 10 entlang des Ufers, dann kam eine Wende zwischen Km 12 und 13 und zurück ging es durch die Toskana-ähnliche Landschaft. Weil ich ungarische Wettbewerbe gewohnt bin, hatte ich gehofft, dass die Italiener eine noch größere Party bei der jährlichen Laufrunde machen, aber an der außen liegenden Strecke war es eher ruhig und einfach nur schön. Dafür erwartete uns eine typische italienische und abwechslungsreiche Landschaft. Bei Km 18 kamen wir wieder in der Stadt an: und ich musste nur noch einen Kilometer abwarten, bis ich bei meinen Freunden ein paar Gels tanken konnte. Bei Km 19 habe ich den gewünschten Brunch inkl. Mittagessen erhalten: insgesamt 3 Gels, und ich hatte sogar noch kurz Zeit, um zu berichten: Das Aufwärmen für den Halbmarathon habe ich bereits hinter mir!

Die Strecke in der inneren Stadt war wieder mal anstrengend, mit mehreren Wenden und der „Verabschiedung“ von den Halbmarathon-Läufern. Danach musste ich mit einer von meinen Beschäftigungen aufhören: raten, wer Marathon oder Halbmarathon läuft. Ab Km 21 war es keine Frage mehr. Kurz danach habe ich zwei Österreicher gefunden und bis Km 29 habe ich mir nur noch auf die beiden und eine nette Italienerin konzentriert. Ab Km 29 hat die Geschwindigkeit von Werner allerdings nachgelassen, deshalb meine Entscheidung: überholen, und es wird schon! (Hier war übrigens der Punkt, an dem ich die 4-Stunden-Pacemaker das erste und letzte Mal ca. 300-400 Meter vor mir gesehen habe.) Dazu kam die Wende kurz vor Km 31 auch gelegen und ich sah die Menschenmenge, die am Fluss entlang (dafür in die andere Richtung) gelaufen ist. Je weniger Kilometer vor mir waren, desto mehr habe ich den Lauf genossen. Komischerweise (hi hi) fanden andere gerade die letzten Teilstücke aus verschiedenen Gründen scheinbar anstrengend, da immer mehr Leute sich entschlossen haben, auf den restlichen Kilometern lieber spazieren zu gehen. Ich hatte das Gefühl, dass nur zwei liefen: die liebe Italienerin und ich. Bei Km 35 habe ich einen netten Italiener getroffen, der mit einer Freundin unterwegs war und ca. 500 Meter lang mit „come on“ mir den Pacemaker gespielt und danach sich mit „go-go-go“ verabschiedet hat. Ich muss gar nicht erwähnen, wie nett ich das fand...

Ab Km 37 sind wir wieder in der Altstadt angekommen: wieder wurde es etwas kühler, aber meine Laune steigerte sich, trotz der Pflastersteine und vielen Kurven. Diese konnten meine Motivation und gute Laune nicht mehr ruinieren. Ich habe die letzten 5 Kilometer so sehr genossen wie die ganze Strecke zuvor nicht. Auch konnte ich durch meine Ausstrahlung die nette Italienerin und noch einen weiteren jungen Läufer, mit dem wir eine Weile zusammen gelaufen sind, offenbar richtig motivieren. Mein Plan war, dass ich die Ziellinie in 4 Stunden erreiche und diese meine Vorgabe erfüllte ich überglücklich in 3:57:24. Dadurch kann ich mir für 2019 wieder neue Ziele setzen, und kann mich nur nochmals bei den vielen Läufern und Nicht-Läufern bedanken, die mich auf dem Weg zum Marathon unterstützt haben.

Im Ziel erwarteten uns verschiedene Köstlichkeiten und Obst und selbstverständlich meine Freunde. Und ein Nachmittag, an dem wir den während des Laufs nicht gesehenen Teil von Verona auch noch besichtigen konnten.

Kurz zusammengefasst.

Verona: immer wieder gerne!