Die Fahrt zum Start des http://www.hk100-ultra.com/ kündigte das alles bestimmende Kriterium des Rennens an. Das Taxi blieb im Stau stecken. Ursache: Ein vom Sturm auf die Straße geworfener Baum.

Startvorbereitungen sind nett, es werden Witze gemacht wessen schlechtes Benehmen exakt zum Renntag die Temperaturen von ca 19 Grad auf jetzt 4 Grad fallen und den Wind auf über 30KMh, gespickt mit 60er Böen, schwellen ließ.

 Wie üblich in dieser Szene gibt’s haufenweise smiles, freundliches Zunicken, aufmunternden small talk. Am Start gibt’s einen kleinen Kiosk, von Wasser über Tee bis Nudelsuppe wird alles serviert.
Wir sind in Pak Tam Chung, dem Tor zum Sai Kung East Country Park in den new Territories nördlich von Kowloon/ Hongkong. Der Kurs folgt im wesentlichen dem Mac Lahose trail.
Beim Start lerne ich Hanspeter mit Wohnsitz Hongkong kennen; er steht direkt neben mir, in der Menge der 1950 Läufer, als einer der 5 Starter aus Österreich. Er findet schnell noch einen Ausweg aus dem Dilemma, wie ich in 2 Tagen nach China fahren kann, ohne im Moment im Besitz eines Visums zu sein. Sein Freund Jean-Michelle, Franzose, ist mit ihm einer der vielen Expats die hier am Start sind. Der Großteil der Läufer kommt aus Hongkong, gefolgt von China, Macau und dann wird’s schon sehr dünn.
Vor dem Start gibt es noch die mehrfache Warnung der Rennleitung die Kälte und den Sturm ernst zunehmen. Letzteren erleben wir schon am Start hautnah. Kommentar eines Läufers: „ Today it is not about time but pure survival.

Etappe 1: Pak Tum Chung- Ham Tin, 21km

Der Start erfolgt um 8:00 relativ unspektakulär, nicht euphorisch, eher demütig; auch in meinem Inneren, sehr cool. Wir laufen jetzt 800m auf Asphalt und biegen dann scharf links ins Gelände auf eien single trail ab. Klarerweise gibt es hier Stau, klar versuchen Läufer hier zu überholen, sinnlos, nur kraftzehrend. Es ist fein anfangs total gebremst ins Rennen zu gehen, in sich zu horchen, sich umzuschauen. Immer wieder stockt der Tross, weil sich sehr ungeübte Läufer in die erste Gruppe gedrängt haben und vor jedem mittleren Kieselstein stehenbleiben.
Der Start ist in Gruppen. Gruppe 1 Elite, Gruppe 2 die, die sichs zutrauen unter 16h, Gruppe 3 unter 20 und Gruppe 4 unter 24 Stunden laufen zu können. Ähnlich auch die Preise. Sieger bekommen Siegertrophäen. Für unter 16h gibt’s einen goldenen, für unter 20h einen silbernen und für unter 24 Stunden einen bronzenen Läufer. Die unter 30h Läufer bekommen die Finisher Medaille. Zusätzlich gibt’s für unter 23h die Qualifikation für den Western State und 3 Punkte für den UTMB. Ich stell mich in Gruppe 2. Warum? Einziger Grund: Martin Kubele von den Heustadlern meinte unter 16h geht’s nicht, ich wills ihm zeigen!
Wir laufen und gehen dahin, ich komm ins Quatschn und Blödeln mit einer flotten Polin. Statur und Laufstil (ohne Nicken) sehr ähnlich der Paula Redcliff. Nach 2-3km ist das Gekrieche vorbei, der Single trail verlässt den Wald, weitet sich zur Strasse auf und die Bewegung verdient erstmals die Bezeichnung: Laufen.
Es geht über den West Dam, links und rechts Wasser, dazwischen Damm und viel, viel Wind. Der stiehlt mir nach 10m meine Kappe. Wir ziehen leicht hügelig dahin, der Rhythmus wird zwar immer wieder durch Böen gebrochen, aber es macht Spass Laufen und Landschaft zu geniesen.  Nach dem herrlichen Blick bei Damm 2,  folgt der erste erwähnenswerte Anstieg. Wir laufen auf Jean-Michelle auf, mache Franzosen und Polin bekannt und wir werden jetzt  immer wieder bis über die Hälfte der Strecke miteinander laufen. Nette Leute! Hanspeter taucht auf, mit Hund an der Leine, läuft kurz mit uns verlässt uns nach vorne und ward nicht mehr gesehen. Die Strecke führt jetzt grösstenteils über betonierte Wege, mit Stufen.  Mit Sai Wan Beach bekommen wir zum ersten Mal Sand unter die Füsse. Die Ankündigung als Surferparadies erfüllte sich nicht. Keine Server weit und breit. wegen dem bisschen Wind?
Naja auch ich wurde vom Läufer abrupt durch den Sturm zum Taumler! Am schlimmsten hatten es die 2 Läufer, die in beeindruckenden Haikostümen die komplette Strecke liefen, um gegen den Verzehr von Haifischflossen zu protestieren. „We were afraid that we get blown into the sea…hahahah“ the sharks! Wir erreichen Checkpoint 1 kurz nach dem 2ten beach, noch mehr Wind mit Sand gemixt. Sind wir im Marathon de Sable?

Etappe 2: Ham Tin –Won Shek, 7km (KM 28)

Checkpoint 1 ist die erste Verpflegungsstelle und wie alle darauffolgenden genial. Unglaublich liebe, hilfsbereite Menschen, man bekommt richtiges Service! Schon beim Einlaufen nimmt dich jemand bei der Hand und zeigt dir wo du was bekommst, und man bekommt viel. Essen, Trinken, Freundlichkeit! Die Strecke fordert jetzt mehr das Profil der Schuhsohle, es geht über steinige und lehmige trails mit Wurzeln, klass zum Laufen. Aber auch toll zum Stehenbleiben und den Blick über das Meer und die vorgelagerten Inselgruppen (kurz) zu geniesen. Und das eine, oder andere (bei mir werden es über 160!) Foto zu schiessen. 

Etappe 3 Won Shek-Hoi Ha 8km (KM 36)

Wir laufen durch Mangrovenwälder und 2 winzige Ortschaften durch, kaum bewohnt, ein bisschen Landwirtschaft, ein paar Naturparktouristen. Meine Stimmung ist grandios, der Lauf turnt ordentlich! Ich laufe, wie meist, ohne Uhr, will mich nicht stressen und erst bei KM 50 mir die Zeit sagen lassen. Wenn ich dort 7h Laufzeit habe, kann ich Richtung sub 16 laufen. Im Moment denke ich, dies könnte vielleicht möglich sein, obwohl der Wind wohl einiges kostet. Die Marathondistanz wird herrlichem Meeresblick zelebriert!

Etappe 4 Hoi Ha-Yun Shue O 9km (KM 45)

Vom Versorgungspunkt geht es leicht ansteigend eine Straße hinauf, fast alle laufen, ich gehe. Mein übliches Motivationstief wenn es von der Natur auf Asphalt wechselt. Der Trupp Soldaten die uns dort entgegen marschieren hebt meine Stimmung nicht. Das nette Tänzchen, das uns von Touristinnen dargebracht wird, eher! Wir laufen an einem der wenigen traditionellen, erhaltenen Häuser vorbei, an einer Kuh, einem Urnenfriedhof, Vielfalt ist angesagt. Ich laufe in einer 7er Gruppe, durchs fotografieren und schauen falle immer wieder ans Ende zurück, und arbeite mich dann wieder an die Spitze vor- 3-4mal. Der trail ist teils tief in eine Art Löss eingegraben, anstrengend, anspruchsvoll, macht aber Spaß! Auf langen geraden Stücken hab ich Motivationsprobleme nicht ins Gehen zu verfallen, weiß aber dass dies nur im Kopf ist, der Körper ohne weiteres noch ziemlich weit laufen kann. Ein runner mit schweizer Flagge auf der Startnummer reagiert nicht auf Grüazi.  Tom ist Amerikaner mit Schweizerin verheiratet. Wird mein nächster Etappenabschnittspartner.

Etappe 5 Yun Shue O – Kei Ling Ha 7km (KM 52)

Beim Versorgungspunkt 4 Yun Shue O wieder die überquellende Vielfalt an Goodies. Ich nehme die Nudelsuppe, es wird Zeit ordentlich Nahrung zu sich zu nehmen. Beim zufriedenen Blick über das Dargebotene….nein, das gibt’s nicht!: Chocolate! Sie schenken wirklich herrliche heisse Schokolade aus! Das kostet einige Minuten der Laufzeit und bringt einige Minuten Genuss. Genug um die Haie einlaufen zu sehen, und ihnen zu versprechen: „Nie, nie werde ich Haifischflossensuppe essen“. Es ist auch wirklich erschreckend in Hongkong flächendeckend die Shops mit getrockneten Flossen  (neben Säcken voll Seepferdchen) zu sehen.
Jetzt gibt’s endlich richtig Höhenmeter. Ich hab mich wirklich darauf gefreut! Ziehe in feinem Rhythmus bergauf. Ich bin der Einzige den ich sehe, der die Stöcke sinngemäss einsetzt, überhole daher Läufer um Läufer. Am Ende der ersten Steigung Aufregung, Applaus: Die meinen nicht mich sondern die Haie die hinter mir aufgedacht sind und mich glatt auf der Steigung stehenlassen. Falls es an dieser Stelle ein Foto von mir gibt, zeigt es einen weit offenen Mund!
Die nächste Überraschung gibt’s gleich darauf bergab. Eben von Haien überholt lauf ich auf einen Läufer auf, der einen ca 3kg Fisch in der Hand trägt. Er erklärt mir grinsend, den hat er beim Checkpoint 2 mit seinem Stock gespeert, und der Fisch ist ihm wichtiger als eine gute Zeit.
Die spinnen die Hongkonger!

Etappe 6 Kei Ling Ha- Gilwell Camp  13km(65km)

Schön bergab zum Checkpoint 5, zur Halbzeitmarke. Für sub 16h sollte ich hier kurz nach 15:00 raus, komm aber erst kurz vor 16:00 rein. Somit gib ich Martin K. recht, geht bei weitem nicht unter 16h. Ich nehme mir also ausführlichst Zeit. Hier wird einem das Sackerl überreicht , welches man beim Start abgegeben hat. Ich wechsle die Schuhe. Die Inov Roclite sind mir zu unstabil. Ich hab den trail unterschätzt. Er hat doch viel mehr technische Stellen als gedacht. Und die vielen Stufen belasten die Sprunggelenke. Schlüpf also in meine Speedcross. Was für eine Wohltat so ein gedämpfter Patschn. 70% der Läufer tragen die Schlauchboote namens Hoka, 25%Salomon, 5% anderes Material. Ich quatsche mit Tom: der hofft unter 20h zu bleiben, oder zumindest die 23h zu unterbieten, um beim Western state dabeisein zu dürfen. Ein Freund von ihm organisiert diesen, er hätte einen freien Startplatz. Also diese Zeiten finde ich schon ein wenig sehr tiefgestapelt. Die längste Etappe folgt. Bergauf, bergab, ich bin ziemlich gut im Trott auf einem der schönsten Streckenabschnitte. Herrlich zu laufende Single Trails, griffige Lehmstrecken auf ausgeprägten Rücken von Grasbergen. Man blickt über die ersten Hochhauskonglomerationen weit über Insellandschaften ins Meer. Stehenbleiben, tief einatmen und geniesen ist ein Muss. Leider macht sich hier auch der Sturm wieder stark bemerkbar, leicht schräge Vorlage gegen den Wind beim Fotografieren. Die Strecke ähnelt dem Rücken vom Wechsel, nur plus Meer. Traumhaft! Es wird langsam dunkel. Die Stirnlampe wird ausgepackt. Ich hab diese, nach dem Tod meiner alten, leider nie wirklich getestet und dies stellt sich als Fehler heraus. Ist eine Funsel. Ich klemm mich jetzt an andere Läufer um ein bisschen mehr zu sehen. Notgedrungen laufe ich etwas langsamer als ich könnte. Ich motiviere mich jetzt ab und zu mit powerbar drops.  Beim Einlauf ins GilwellCamp eine Überraschung. Ausrüstungscheck: Der Veranstalter hat Einiges an Pflichtausrüstung vorgeschrieben, z.B.: Wasserbehälter mit 1,5 l (viel zu viel für die relativ kurzen Etappen!) Handy und Notfallsdecke (die werden jetzt gechecked)

 

Etappe 7:  Gilwell Camp- Beacon Hill 8km (73KM)

Oft führt jetzt der trail direkt an dichte, hell erleuchtete Hochhausbündel Kowloons heran, man läuft in der Höhe des 50.Stocks in der Dunkelheit an ihnen vorbei, sagenhaft surreale Szenerie. Ja: Bladerunner was sonst? An einer Steigung liegen verstreut im Wald bunt glühende Zahnstocher, die uns in Richtung Gipfel führen, von welchem immer lauterer Partysound tönt. The very famous Checkpoint 7. Seid Jahren haben diesen Expat Kids (ca7-16Jahre) gekapert und feiern dort mit den Läufern. Großartig mit welcher Begeisterung man da begrüßt wird, zum Lagerfeuer begleitet wird. Überall strahlende Gesichter. Decken gegen die Kälte werden ausgegeben. Ich lass mich nur kurz von dieser Freude aufbauen, motivieren und nutze die neue Energie um gleich mit den Boys abzuklatschen und weiterzulaufen.

Etappe 8  Beacon Hill -Shing Mun Dam 10km   (83KM)

Steil geht’s bergab über steile Stufen, die nerven mich schon seit einigen Kilometern. Es gibt verschiedene Arten. Betonierte, sauber aus Bruchsteinen gemauerte, Bruchsteine locker geschlichtet, Lehmstufen mit vorstehenden Holzrand (igitt!), alle haben eines gemeinsam: sie sind auf die Dauer sehr viel anstrengender als natürliches Gelände und belasten die Gelenke (Knie und Fußgelenke) enorm und spürbar. Beaconhill bergab ist der gemauerte Bruchsteintyp, gefühlt 45°! Da ist bei mir dann die Freude groß wenn es wieder bergauf geht. Die Freude dauert kurz, zum Wind gesellt sich Regen, der die Kälte gefühlt noch um einige Grad senkt. Also pack ich meinen Touristenplastikponcho aus, das ultimativ coole trailgoodie für 0,80€. Nach ein paar Km lässt der Regen nach, das gute Stück wird wieder sorgfältig verpackt. (hat auch genervt). Shing Mun Dam taucht viel früher als erwartet auf. Ich hatte noch mit mindestens 2 km gerechnet und steh plötzlich in der Versorgungstation. Gutes Zeichen!

 

Etappe 9  Shing Mun Dam- Lead Mine Pass 7km   (90KM)

Hier beginnt der gefürchtete Anstieg auf den Needle Hill. Ich bin ganz alleine unterwegs, zum Fürchten gibt’s da nix, das ist ein normaler, steiler 300HM Anstieg der wirklich Spaß macht wenn man Kraft hat. Und die habe ich! Bin selbst ganz erstaunt wie schnell ich auf eine schwächelnde Gruppe auflaufe, sie überhole und bald ihre Stirnlampen nicht mehr sehe. Das ist leider so, dass ich bei Ultras, wenn ich am Schluss noch Energie habe, mich am Leid anderer noch mehr aufbaue! Charakterlich bedenklich, renntechnisch optimal. Am Needle Hill setzt wieder Regen ein, die Böen pfeifen fürcherlich, es ist bitterkalt. Schnell runter auf den nächsten: Grossy Hill. Ich überhole jetzt reihenweise, hab einen richtigen Lauf, unheimlich! Oben das gleiche unerfreuliche Bild: Regen, Sturmböen, Kälte; schnell runter zum letzten Checkpoint.

Etappe 9 Lead Mine Pass – Finish Route Twisk 10km   (100KM)

Diese Versorgungsstation lass ich aus, sind ja nur mehr 10km und 600HM. Ich frag nur kurz ob der letzte Berg auch diese verd… Stufen hat. Antwort hinauf ja, aber hinunter sind es dann 4km genüsslicher Bergabjog auf einer asphaltierten Straße. Ich bin erleichtert, ich kann diese Stufen schon kaum mehr ertragen. Es geht bergauf wie vorher, ich überhole eine Gruppe flott und bin plötzlich mutterseelenalleine auf weiter Flur. Dunkelheit rund um mich, auch meine Funsel stört nicht die intime Atmosphäre, nur weit weg leuchtet ein Glühwürmchen, die (übrigens ausgezeichnete ) Streckenmarkierung. Ich komme auf eine Art Hochplateau, Alm, die der Sturm nutzt mir zu zeigen was er kann, und er kann einiges. Es ist saukalt, die Finger schon längst taub, ich lauf nach ca 20min Einsamkeit auf Stephanie Che auf, die vor Kälte bibbert. Mein Versuch ihr zu erläutern wie wir uns in den Alpen mit Armkreisen und an den Körper klatschen aufwärmen, wird eher skeptisch beäugt, wirkt aber. Von der Hocheben aus sieht man den letzten Gipfel, samt Antennen etc. Den Tai Mo Shan, mit knapp 1000m höchster Berg von Kowloon. Wir kommen auf eine asphaltierte Straße die sich steil nach oben windet, Stephanie und ihre Lampe verschwindet hinter mir. Ich pusche mich mit heiligen Zorn gegen den Sturm hinauf und rutsche plötzlich am Asphalt aus: Eis! Was solls, es sind nur mehr 5min zum Gipfel und dann roll ich schnell die Strasse hinunter ins Warme. Hongkong kann mir Alpenvih die Schneid nicht abkaufen! Schmecks. Oben angekommen erwartet mich eisiger Sturm und eisige Strasse. Laut Zeitung am nächsten Tag hatte es -4° und bis zu 70kmh Wind! Plötzlich überall Leute die herumrutschn oder auf allen Vieren krabbeln, weil es so glatt ist. Ich kann nur mich schrittchenweise fortbewegen, komm immer wieder ins Schlittern, wechsle so unfreiwillig manchmal die Straßenseite, ohne Chance was dagegen zu tun. Krass: ich hab, als in den Alpen aufgewachsener Österreicher, noch nie eine so flächendeckend vereiste Straße erlebt. Ich krebse hilflos auf meine Stöcke gestützt bergab, der pfeifende Sturm trägt zu meinem Stimmungstief und zur Fluchdichte bei! Endlich weist ein Pfeil von der Eispiste weg ins Geländer. Nach 50HM griffiger Strecke steh ich allerdings vor einer, bei Normalwetter einfach zu querenden, Felsformation, dick mit Eis überzogen und lebensgefährlich bei Querung. Also wieder zurück auf die Straße. Nach ca 1 km mühsamstes Hinabtasten wird es besser, vorsichtiges Laufen ist angebracht. Endlich geschafft, nur mehr 2km bergab und ins Ziel. Es tauchen ununterbrochen Menschen aus der Finsternis auf, welche bergauf gehen. An nächsten Tag werde ich in der Zeitung lesen: „Ganz Hongkong machte sich auf den Weg um das Spektakel: „Schnee in Hongkong“ zu sehen, das letzte Mal gab es dies 1957, fast 60 Jahre her.“ Naja Schnee gibt’s nicht, außer ein paar Flocken, die meinten den Rauhreif. Wir kommen an einen Schranken, ab hier ist die Straße für Autos gesperrt, dahinter natürlich Verkehrschaos, durch das wir jetzt uns durchwühlen müssen. Ein Pfeil, wir biegen von der Straße ab. Die Strecke wurde wegen dem Verkehrschaos auf den letzten 2km ins Gelände verlegt. Und Gelände heißt, erraten, Stufen.  Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, sagt man. Ich beschließe nicht zu verzweifeln, sondern das Ganze mit grimmigen Humor zu nehmen. Stiegen hören ja wieder auf, und es ist nicht mehr sooo saukalt. Noch ein kurzer Slalom durch ineinander festgefahrene Autos und der Zielteppich trägt mich ins Ziel. Der Kommentator brüllt: „Christian Seethaler from Australia“ ins Mikro, ich bin durch mit 17:41:07! Wow! Der silberne Bursche ist meiner!

Grosses Verlangen nach einer Dusche und einem Bett lässt mich schnell das Ziel verlassen. Ich warte nicht auf den Transfer, denk mir bei dem Verkehrschaos wird das nix, sondern jogge (!) langsam bergab Richtung Stadt um ein verfügbares Verkehrsmittel zu finden. Treffe auf einen Bus, von Läufern gekapert wurde. Sie haben dem Fahrer klargemacht, dass er, anstelle im Stau zu stecken uns in die Stadt fahren könnte. Nach kurzem Warten, einige Läufer die ich von der Strecke her kenne, wie Virginie aus Belgien steigen noch zu, bringt er uns zur Metro, 20 min danach bin ich im Hotel, ein grosses Abenteuer vorbei.

Nach ca 4:00h früh ist das Rennen abgebrochen worden, den Läufern gesagt worden sie sollten sich irgendwie den schnellsten Weg zum nächsten checkpoint oder direkt in die Stadt suchen.

 

Statistik:

1925 Läufer starteten 966, fast genau die Hälfte erreichten das Ziel. 

Der Franzose Francois D‘Haene siegte mit unglaublichen 9:32:26 deutlicher Streckenrekord.

Schnellste Frau Li Dong mit 12:05:32.
Bester Österreicher Johann Peter Santer mit 14:44:43 (Gesamt 109) zweiter Österreicher  ich, weit dahinter, mit 17:41:07 (334). Ich bin dadurch klar unter den besten 20% des Starterfeldes. Die anderen 3 gestarteten Österreicher erreichten nicht das Ziel.

Meine Teilplatzierungen:

Gestartet 507

Erste Etappe 427

Halbzeit ein 423

Halbzeit raus 442

Ziel 334

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