Nach zwei 6h Läufen und einem Burgenland Extrem um den Neusiedlersee, stand mir der Sinn nach einer neuen Herausforderung.

Die Sache mit unserer Vereinsgründung war geschafft (Danke Erwin,  dass Du so viel Energie aufgewendet hast) also stand nichts mehr im Wege in Irdning auch an den Österreichischen Meisterschaften teilzunehmen. Für mich mein erster 24 Stundenlauf.

Aufbruch Freitag Vormittag, Erwin und ich mit Martin W., der diesmal als Betreuer unterwegs war - strahlendes Wetter, gute Stimmung – Zelt in der Coachingzone schnell aufgebaut (von Martin) – noch ein wenig chillen und mit den anderen Läufern plaudern. Schön, dass so viele Bekannte da sind! Josef ist kurz nach uns eingetroffen, gut gelaunt wie immer.

Start um 19 Uhr, die Temperatur war noch recht warm, aber schon recht angenehm und so drehten wir gemütlich unsere Runden. In der Nacht wurde es nicht deutlich kühler, dafür aber deutlich dünkler ;-) was für mich auf dem Teil der Strecke, der nicht gut ausleuchtet ist, etwas unangenehm war. Die Stimmung auf der Strecke weiter gut, tolles Publikum – auch in der Nacht wurden wir unermüdlich angefeuert! Die Zeit verging schnell und schon begann es zu dämmern. Da es klar war, dass es am nächsten Tag heiß werden würde, versuchte ich noch Kilometer um Kilometer im Laufschritt abzuspulen. Pausen brauchte ich kaum, müde war ich auch noch nicht – so ging es gut dahin.

Ich war ganz offensichtlich so harmonisch in mir ruhend unterwegs, dass ich nur am Rande mitbekommen habe, dass Erwin wieder Magenprobleme hatte, jedoch trotzdem weitermachte. Wenn man in ungefähr dem gleichen Tempo 1,2km-Runden läuft, trifft man sich selten….. Josef und ich haben uns immer wieder getroffen, in den ersten 12Stunden hab meistens ich ihn überholt, später  war es eher umgekehrt.  Nachdem ich etwa 12 Stunden - abgesehen von kurzen Trink- und Gel- bzw. Powerriegelpausen - durchgelaufen war und in etwa 90 km abgespult hatte, beschloss ich Gehpausen einzulegen. Die Temperatur stieg leider rasch und es wurde sehr warm, so wurden die Gehpausen mehr, bis ich schließlich nur noch gegangen bin – dafür in raschem Tempo und möglichst ohne Pausen – essen und trinken kann man auch im Gehen.Ich war gut unterwegs und hatte einen ordentlichen Zeitpolster für die 140 km, die für die Meisterschaftswertung der Masters für mich notwendig waren – alles sehr relaxt!

Die Duelle zwischen den Spitzenläufern und -läuferinnen bekam ich höchstens am Rande mit, mein Fokus lag auf den geforderten 140 km.  Sehr leid tut mir, dass Ulrike, eine nicht nur für mich unschlagbare Läuferin, die in meiner Altersklasse startet, von einem übermotivierten Staffelläufer angerempelt und verletzt wurde und ihr Rennen abbrechen musste. Ich wünsche Ihr rasche Besserung, und dass sie uns bald bei einem nächsten Rennen ihre unglaubliche Leistungen wieder beweisen kann. Durch diesen wirklich bedauernswerten Zwischenfall, bot sich für mich die Gelegenheit, österreichische Meisterin in der Mastersklasse W50 im 24h-Lauf zu werden und diese Change wollte ich mir nicht entgehen lassen! Als bereits am frühen Nachmittag die ersten Gewitterwolken auftauchten, wurde ich unruhig: von der Zeit her konnte mich eigentlich nichts mehr von meinem Ziel abhalten, aber ich hatte im Hinterkopf, dass bei der Läuferbesprechung verkündet worden war, man würde bei Gewitter und Hagel den Lauf abbrechen….  So zog ich weiter Runde um Runde, besorgt den Himmel beobachtend, der Wind wurde stärker, Transparente und Zelte schon abmontiert…. mir fehlten noch etwa 20 km zur 140km Marke! – Martin beruhigte mich, dass das Gewitter nicht kommen und das Rennen sowieso nicht so schnell abgebrochen würde….trotzdem fing ich wieder an, die eine oder andere Runde zu laufen….. die Wolken wurden dunkler und dunkler – und zogen ab :-) Dann endlich 140 km – super! Ziel erreicht! Endlich die erste etwas längere Pause…. ins Gras legen, Radler trinken und mal raus aus den Schuhen  …

Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass es bei den Spitzenläuferinnen mehrere Ausfälle gab – und ich in der Gesamtwertung an 3.Stelle war …. cool…… Aber bei der Durchsage des Zwischenstandes wurde mir plötzlich klar, dass die Viertplazierte nur 9 km hinter mir war…. und das Rennen dauerte noch etwa 3 Stunden …. also auf und weiter gemacht…. gemütlich – versteht sich – ich wollte den Abstand zwischen uns nur so groß halten, dass sie mir den 3. Platz der Gesamtwertung nicht streitig machen konnte…. immer wieder ein Blick auf die Anzeigetafel – Mist, die Viertplazierte bewegte sich immer noch (hatte ich doch die Hoffnung, dass sie vielleicht auch eine lange Pause einlegen würde) – also musste ich weitermachen – und dann kam das Gewitter, zwar glücklicherweise nicht mit Hagel und Sturm, aber dafür mit seeeehr viel Wasser von oben. Die Wiesen verwandelten sich in Seen, die Laufstrecke teilweise in Bäche…. Regenjacke geschnappt und auf der Anzeigetafel die Viertplazierte gecheckt…. und sie bewegte sich immer noch vorwärts, trotz Starkregens…. das Rennen dauerte noch eine gute Stunde und sie hatte den Abstand auf 7km verkürzt! Nunja, es ist schon recht unwahrscheinlich, dass man nach 23 Stunden laufen noch schnell 7 km in einer Stunde runterspult, aber ich wollte wirklich nichts riskieren – also raus aus dem trocken Unterstand und noch eine Runde „geschwommen“ um auf der sicheren Seite zu sein – Wahnsinn, viele Zuschauer standen auch jetzt noch mit Regenschirmen im strömenden Regen und feuerten uns an….. dann sicherheitshalber noch einmal die Anzeigetafel gecheckt…. siehe da – bei mir stand 149,7 km ….. na super, die 300m sollten mich jetzt aber auch nicht mehr von der 150 km Marke trennen, also noch eine Runde in den Regen, der nicht und nicht nachlassen wollte… so wurden es schlußendlich 151 km …unter einem Torbogen wartete ich mit einigen anderen Läufern auf die Schlusssirene. Martin und Erwin waren auch schon da. Erwin hat trotz rebellierenden Magens seine 160 km Marke für die Meisterschaftswertung geschafft! Und hat bewunderswert im Regen noch Runde für Runde gezogen, so wie einige andere auch, die im Regen noch mal Gas gegeben haben. Ich war völlig durchnässt und mir war kalt, aber ansonsten hat die Regeneinlage eigentlich Spaß gemacht!

Resümee aus meiner Sicht: alles super gelaufen… der erste Teil in der Nacht war gut zu laufen, nachher wurde es doch recht warm, aber noch weit entfernt von wirklich heiß. Martin hat sich mit der besten Betreuung, die man sich vorstellen kann, einen Orden verdient! Die Zuschauer in Irdning sind Spitze und ich habe, ohne zu wissen wie wichtig es war, die 150km-Marke geknackt, kam damit auch in die allgemeine Wertung der Meisterschaften und durfte mich zusätzlich zu meiner Goldmadaille in der Mastersklasse auch noch über Bronze in der allgemeinen Klasse freuen.

Meine Ausbeute:
2 Pokale für den offenen Lauf:

3. Platz Damengesamtwertung
1. Platz W50

2 Medaillen Österreichische Meisterschaften:

3. Platz Damengesamtwertung
1. Platz W50

 

Alle Ergebnisse auf Pentek-Timing:

Bilder vom Lauf, aufgenommen von Martin: 

Ich bin sehr stolz, glücklich und dankbar für diese einmalige Erfahrung!
Danke an alle, die mich unterstützt haben…. vor allem an Martin, der uns betreut, mitgefiebert, unterstützt hat und meine Nervosität vor Rennen immer gelassen erträgt und an Erwin, der unsere Vereinsgründung vorangetrieben hat, danke an meine Vereinskollegen für gemeinsames Training und gutes Zureden, danke an die Zuschauer, die teilweise jede Runde gewartet haben, bis ich wiederkomme und mich namentlich angefeuert haben und danke an meine Tochter, dass sie sich immer die Laufgeschichten anhört, obwohl ich sie sicher damit ziemlich langweile ;-)  ... und natürlich danke an meinen guten Freund Alfred, der mich coacht, motiviert und an mich glaubt - auch wenn er die Teilnahme an Ultraläufen schon etwas verrückt findet :)