Balaton (211km) war bei mir nicht in der Jahresplanung

Als Erwin seinen gebuchten Ultrabalaton Start 2024 (in einer 3er Staffel) wegen Vorbereitung für 48h Gols absagte, musste ein Ersatz her. Der war in mir schnell gefunden. Es passte auch gut in meinen Trainingsplan für den Hochkönigman (85km, 5.000 +) am 1.6.24, da für das Balatonwochenende ein 7h Trainingslauf (inklusive Laufrucksack mit ca. 1 ½ kg)) mit langsamen Tempo im aeroben Bereich am Plan stand.

Hotel wurde gebucht (übrigens sehr zu empfehlen „Fugekert Bed&Wine“ in Zanka) und als Begleitung stellten sich wie so oft meine Tochter und ihr zukünftiger Mann zur Verfügung. Danke an euch beiden.

Organisatorisch war es so geplant: Zita startet am Fr. 3.5. um 7:15 Uhr, ich übernehme um ca. 17:00 Uhr, Attila, der dritte im Bunde dann spätestens 1:00 in der Früh.

Zita starte pünktlich (gestartet wurde nicht im Massenstart, sondern zeitversetzt, vom Organisationsteam eingeteilt, dass sich von Freitag bis Samstag dahinzog)

Für uns ging es um 11:00 Uhr los vom Weinviertel nach Ungarn mit dem Auto zu fahren. Geplant war: 3h Fahrt, einchecken im Hotel, dann Fahrt zur Startübergabe. Damit bliebe genug Zeit sich mental vorzubereiten.

Aber meistens kommts dann doch anders: ein Anruf von Zita, nachdem sie bereits ca. 30km gelaufen war: „kannst du bitte schon um 16:00 Uhr bei der Übergabe sein, mein Sohn hat hohes Fieber und ich muss dann schnell zu ihm. Ich laufe daher schneller“! Ups … jetzt könnte es doch noch eng werden, dass ich rechtzeitig bei der Übergabe bin – aber das Timing hat total gepasst, 15min vor Eintreffen von Zita standen wir bei der Verpflegungsstation und ich freute mich schon darauf endlich loszulegen.

Eine ¼ Stunde vor 16:00 Uhr war Zita am Übergabort in Vonyarcvashegy bereits da (fast keine Spur von Erschöpfung nach 68km) und übergab Chip und Startnummer an mich. Noch ein paar Fotos geschossen und schon gings auf die Laufstrecke. Von Anfang an ging es locker mit einem 6er Schnitt dahin. Es war meist bedeckt, der manchmal starke Wind störte nicht und drohende Regenwolken zogen dann doch hinter mir vorbei.

Vom Schuhwerk her hatte ich mich für den Salomon Phantasm CF entschieden, mit dem ich beim Training immer ein gutes Gefühl hatte und auch testen wollte ob damit mehr als 20km gehen würden.

Die Veranstaltung ist bestens organisiert. Alle 5-7km ein Verpflegungsstand, die auch immer gut bestückt waren. Nette Leute, Teilnehmer und Betreuer:innen.

Die Zeit verging wie im Flug - man hatte auch nie das Gefühl alleine auf der Strecke zu sein, ständig waren Leute hinter oder vor mir, auch viele Begleiter mit dem Rad waren unterwegs – in Erinnerung bleiben wird mir auf alle Fälle die Anfeuerungsrufe „Hajra, Hajra …“ (Go go..) – klang für mich immer wie unser bekanntes Oida, Oida 😊

Bei km 20 und 50 hatte ich mit meiner Tochter ausgemacht, dass wir uns treffen um etwaige Selbstverpflegung oder Shirt zu wechseln.

Zwischendurch meldete sich Attila in unserer WhatsApp Gruppe, um mir mitzuteilen, wo sein Auto stand, dass ich dann übernehmen und ans Ziel bringen sollte. Er fragte auch nach der Uhrzeit wann ich beim Übergabeort (138,8km in Szantod) in etwa sein werde, damit er sich darauf einstellen kann. Kurze Zeit später meldete er sich nochmals. Einen kleinen (sehr amüsierenden) Auszug aus diesem Chat möchte ich hier kurz wiedergeben

Attila: Heinz, wann denkst du wirst du in Szantod ankommen?

Zita: Zwischen 23 und 24 Uhr

Attila: Zita, kannst du mir bitte die Telefonnummer von Franz schicken?

Zita: Unser Franz heißt Heinz, aber nach 70km wird es ihm sicher nichts ausmachen, wenn du ihn als Franz ansprichst 😂

Bei km 40 machte sich meine linke Fußsohlen-Sehnenplatte bemerkbar. Es war nicht schlimm, aber immer wieder ein Ziehen zu spüren. Nachdem es nicht besser wurde plante ich bei 50km die Schuhe zu wechseln (Saucony Endorphine Shift).

Gesagt, getan waren die neuen Laufschuhe und ein frisches Shirt gewechselt. Später wurde mir klar: wechsle nicht deine Schuhe, auch wenn du kleine Schmerzen hast.

Fazit: das Laufgefühl war plötzlich anders, die Schmerzen wurden stärker statt besser. Als Ausgleich mehr am Vorfuß zu laufen half nur bedingt, da ich dieses Laufen nicht trainiere. Nach ca. 5-6km hatte sich mein Fuß dann daran gewöhnt, und es ging gewohnt weiter, aber der Speed war dahin. Statt im 6er Schnitt war es jetzt nur mehr ein 7er Schnitt am km. Jetzt musste ich auch immer öfters Gehpausen einlegen. Biss mich aber tapfer durch und konnte dann verdient nach 70km an Attila bei 138,8km den Chip übergeben.

Erschöpft oder müde war aber ich nicht wirklich, daher machte die Rückfahrt mit Attilas Mini Cooper zum Startgelände (ca. 1h Fahrt) keine Probleme.

Nach kurzer und schlafloser Nacht und sehr gutem Frühstück, machten wir uns zum Zielgelände  auf, um dort Attila und Zita zu treffen (Zita hat die letzte Teilstrecke vom komplett ausgelaugten Attila übernommen) Gemeinsam liefen wir ins Ziel und holten unsere Medaillen ab.

Der Ultrabalaton ist eine gut organisierte Veranstaltung. Eine Wiederholung steht im Raum. Ob ich die ganze Strecke von 211 km einmal laufen werde, steht in den Sternen.

Auf alle Fälle ist die Gegend um den Balaton wunderschön und lädt zum Urlauben ein.

Köszönöm és hamarosan találkozunk!