Läuferisch durfte ich innerhalb eines Monats drei wunderbare Läufe absolvieren. Über Sierre-Zinal habe ich schon an dieser Stelle berichtet. 

Motiviert von den schönen Bergerlebnissen freue ich mich daher in der zweiten Hälfte des Augusts auf

den nächsten Höhepunkt: den Karwendelmarsch.

Karwendelmarsch

Ursprünglich war ich 2020 angemeldet. Der Startplatz musste auf 2021 verschoben werde, ich konnte jedoch wegen einer Verletzung nicht starten. Also hatte ich noch eine Rechnung offen. Der Lauf ist angesichts der attraktiven Strecke quer durch das Karwendelgebirge und der Tatsache, dass er historisch gesehen eigentlich ein Marsch ohne sehr harten Cutoffs ist, sehr beliebt und im Januar innerhalb von kürzester Zeit ausgebucht. Mit mir waren noch Katharina, Barabara R. und Martin W. angemeldet. Start ist in Scharnitz bei Seefeld und das Ziel lockt nach 52km und 2200 Höhenmetern in Pertisau direkt am Achensee. https://www.karwendelmarsch.info/

Logistisch musste ich diesmal in letzter Minute von einer Konferenz aus Bologna anreisen. Aber der Zug war pünktlich und am Freitagnachmittag konnte ich meinen Support Barbara G. aus FFM sowie Katharina treffen. Nach italienischen Essen am Abend und einer kurzen Nacht ging es per Taxi nach Scharnitz. Dies ist nämlich schon die eine Besonderheit des Laufes. Obwohl es ein Point-to-Point-Lauf ist, geht der Veranstalter davon aus, dass man eh irgendwie mit dem Auto an- und abreist. Es gibt zwar einen Busshuttle, der ist aber mit jeweils 30 Euro pro Strecke und Läufer (somit dann 60 Euro) teurer, als wenn man sich ein Taxi teilt. Dafür sind Parkplätze kostenfrei. Nunja. Dies finde ich gerade angesichts der Werbung des Karwendelmarschs mit seinem Ökokonzept wenig überzeugend.

Foto © Katharina

Das Wetter versprach großartige Fernsicht und viel Schwitzen. Da viele Läufer bzw. Marschierer relativ knapp nach Scharnitz kamen, mussten Katharina und ich recht lang für die Startnummer anstehen. Toiletten gab es zu wenige, so dass wir eher knapp vor dem Startplatz um 6 Uhr uns in die Menge der Läufer einreihen konnten. Martin W. machte es besonders spannend, weil er mit dem Nachtzug anreiste und dieser 50 Minuten Verspätung hatte. Dank der langen Schlagen bei der Startnummernabholung war es aber kein Problem, sehr kurz vor dem Startschuss noch die Startnummer zu holen; und so war er auch dabei.

 Foto: Karwendel

Da alle Läufer und Marschierer gleichzeitig starten, steht man erst einmal nach dem Startschuss im Stau und die ersten Kilometer sind langsam, bis die Menge in Bewegung kommt. Man folgt recht lange (ca. 18 Kilometern) einen gut laufbaren breiten Weg quer durchs Karwendel Richtung Karwendelhaus. Kurz davor ist der erste nennenswerte Anstieg. Dafür wird man mit großartigen Ausblicken belohnt. Nun steht die Sonne schon über einen und es wird immer wärmer. Nach dem Downhill über den Kleinen Ahornboden dürfen wir einen schönen Anstieg zur Falkenhütte meistern. Dann wird es insgesamt viel trailiger und der Downhill hinunter in die Eng verlang mir so einiges ab. Zwischen Falkenhütte und Eng eröffnen sich nun auch die schönsten Ausblicke auf das Karwendel. Die Laben sind gut bestückt und ich bin insgesamt mit meinem Lauf zufrieden. Zu meiner Überraschung treffe ich auch immer wieder Katharina, die im Uphill etwas langsamer als ich war, aber natürlich bei den flacheren Teilstücke und im Downhill mich locker wieder einholt. Wir freuen uns beide über die Ankunft bei der großen Labe in der Eng bei KM35. Dort ist auch schon das Ziel für diejenigen, die sich nur 35km vorgenommen haben. Nun folgt der lange und anstrengende Anstieg auf den Gramaisattel, die höchste Stelle des Laufs. Hier steigen wir in einer langen Schlange den steilen Bergweg hinauf und alle merken die nun über 40km in den Beinen. Umso schöner ist es, wenn man diesen höchsten Punkt erreicht hat. Katharina läuft gleich Richtung Pertisau los, ich lasse mir für den sehr gerölligen und steilen Downhill von 3km viel Zeit. Ab der Gramai Alm ist es dann fast geschafft und die restlichen Kilometer kann man auf einem breiten Weg Richtung Pertisau traben. Leider ist die Ankunft in Pertisau wegen des Autoverkehrs auf der Strecke nicht ganz so stimmungsvoll. Trotzdem bin ich nach 8:15h natürlich sehr froh, diese Strecke so gut gemeistert zu haben.

 Foto: Katharina und ich beim Aufstieg © Katharina

Im Ziel gibt es eine Holzmedaille, Käse und Wurstbrote und ein Festzelt. Katharina hat es noch unter 8h geschafft und auch Martin W. und Barbara R. kommen gut und zufrieden mit ihren Leistungen ins Ziel. Das groß angekündigte Finishergeschenk war ein kleiner Geldbeutel. Insgesamt habe ich den Karwendelmarsch genossen, empfehle diesen aber nicht notwendigerweise für den anspruchsvollen Berg- und Trailläufer. Auch bei der Organisation ist aus meiner Sicht etwas Luft nach oben, gerade im Start- und Zielbereich. Wer den Karwendel mal an einem Tag durchqueren möchte, für den ist dies der optimale Bewerb, den er sich nicht entgehen lassen sollte. Kein Skilift, keine Bergbahn, tolle Ausblicke, dies ist einmalig.

Achenseelauf

Das Ziel des Karwendelmarschs ist der Achensee und dort ist genau 8 Tage später der Achenseelauf. Was liegt also näher, als Urlaub in Tirol zu machen und den Achenseelauf noch mitzunehmen. Mein Support Barbara hat zudem den Anspruch, jedes Jahr mit mir mindestens einen Halbmarathon zu laufen. Der Achenseelauf hat mit 23,2 km nur unwesentlich mehr Distanz und bietet auf dem letzten Drittel noch einen kleineren Steig, der auch für Traileinsteiger zu meistern sein sollte. Wir genießen daher 7 Tage im Stubaital und am Achensee zum Wandern und Schwimmen und gehen am 8. September den Achenseelauf an. https://www.achenseelauf.at/

Foto 4: Achenseelauf Anne

Meine Mission war es, Barbara gut über diese Distanz zu pacen und nach Möglichkeit unter 3 Stunden zu bleiben. Am Sonntag starten wir gutgelaunt um 10:15 in Pertisau und wir nehmen uns vor, die ersten zwei Drittel der Streck gegen den Uhrzeigersinn um den See in einem flotten Tempo anzugehen. Zusammen mit ca. 800 Startern traben wir Richtung See und haben Pertisau und Maurach bald hinter uns gelassen. Leicht hügelig geht es am See entlang und die Stimmung mit den wunderschönen Ausblicken über den See ist hervorragend. Nach genau 1:29h haben wir die fast flachen 15km geschafft und es geht Richtung Steig. Ab dort geht es immer den See entlang bergauf und bergab und es darf bis km 18,6 bei der Gaisalm nicht überholt werden. Barbara schlägt sich großartig, allerdings merkt sie die Sonne und auch die Anforderung eines Laufes, der deutlich über 2h dauert. Gut verpflegt gehen und traben wir weiter Richtung Pertisau und auf den letzten zwei Kilometern können wir auch wieder laufen. Glücklich kommen wir nach 2:50 h ins Ziel.

 Foto: Zieleinlauf

Der Achenseelauf ist damit ein wunderschöner Panoramalauf, der auch für „Einsteiger“ geeignet ist. Allerdings darf man die Strecke vor allem im letzten Drittel nicht unterschätzen und man sollte sich auf einige Felsen, Treppen und Geröll einstellen.

Ich bin jedenfalls sehr glücklich, diese drei wunderschönen Läufe absolviert zu haben.

 Medaillen