Eine nicht kleine Abordnung des ULT Heustadlwasser mal wieder auf Reisen: diesmal stand der Hamburg-Marathon auf dem Programm. Die einen – allen voran unser CHO – haben dieses Event wärmstes empfohlen, die anderen – insbesondere ich – folgten dem Gruppendruck.
Die Anreise diesmal eher unkoordiniert: Die erste Abordnung mit Wolga, Sonja, Sofia und Franz kamen schon am Donnerstag bzw. Freitag an.
Ich folgte mit meinem Frankfurter Support Barbara am Freitagabend. Mein Lauf passte genau zwischen zwei Termine in Düsseldorf und Bern. Walter und Katharina, letztere mit Begleitung Brigitte, kamen unausgeschlafen dann erst am Samstagvormittag an. Die Gruppe verteilt sich über ganz Hamburg, so dass mangels Internetverbindung am Samstag die Pasta an verschiedenen Stellen Hamburgs gegessen wurde.
Leider dezimierte sich die Anzahl der tatsächlich laufenden auf vier. Unser CHO laboriert ja schon eine Weile an der Wade, und Sonja muss der Grippe Tribut zollen. Die Zielvorgaben sind auch recht unterschiedlich. Für Sofia und mich ist es nach dem Rennsteig der erste Städtemarathon und entsprechend konservativ waren wir beide gestimmt. Die Idee des Boston Qualifiers habe ich abgeschrieben und beschlossen, auf jeden Fall Spaß zu haben. Walter als quasi frisch operierter konnte auch nicht auf ein PB hoffen, nur Katharina war entsprechend auf schnell eingestellt.
Bei mir war die Nervosität entsprechend hoch. Jedenfalls waren die letzten Läufe so, dass ich mir einen Marathon in dem vorgegebenen Tempo beim allerbesten Willen nicht vorstellen konnte, dauernd aus der Puste, irgendwo zwickt es immer – also beste Voraussetzungen….
Dankenswerterweise hat Barbara ihre Supportfunktion mit sehr viel Ablenkung am Samstag schon perfekt erfüllt. Am Abend waren wir sogar noch bei einer Bekannten in Eppendorf, so ca. km 35. Da kommen einen so manche wirren Gedanken in den Sinn….
Der Sonntagmorgen zeigte sich dann kühl, windig, aber fast sonnig – für mich nahezu perfekte Bedingungen, also keine Ausreden. Beim Frühstück sind Katharina und ich gut gestimmt. Die Nervosität treibt sie dann früher an den Start als mich. Ich gehe relativ knapp an die Messe und erlebe gerade noch den Start der Handbiker. Die Stimmung und das Wetter sind hervorragend. Sofia und ich vertreten natürlich auch optisch die Rasanten Tanten.
Viel schneller als gedacht geht es dann für mich schon um 9.09 über die Startlinie. Ich muss mich sehr zurückhalten, nicht zu schnell zu laufen. Mein erster großer Vorsatz war nämlich, ja nicht zu schnell zu starten. Erst geht es leicht bergab durch St. Pauli, von „aus der Puste“ keine Spur. Auf den Wettkampfeffekt kann ich mich doch verlassen. Gleich rutscht mein offensichtlich ausgeleierter Strumpf die Wade runter. Ich beschließe, das zu ignorieren und so bleibt es dann bis zum Ziel. Von Anfang an sind viele Zuschauer an der Strecke, die einen sogar teilweise persönlich anfeuern. Überall Musik, Bands, gute Stimmung. Nach einigen Kilometern durch sehr schöne Wohngebiete geht es an die Elbe und am Hafen entlang. Bei km 13 sehe ich auch Barbara und Brigitte und wir jubeln uns gegenseitig zu.
Der nächste Höhepunkt ist der Tunnel: farbiges Licht, laute Musik und einige Hundert klatschende und jubelnde Läufer – wunderbar; danach um die Binnenalster und schon sehe ich die ULT-Abordnung bei km 17. Der Aufforderung, für ein Foto doch stehenzubleiben, bin ich jedoch nicht nachgekommen. Mir geht es bestens und die Kilometer gehen im Plantempo so dahin. Es gibt immer mal was zu sehen, einige verkleidete Läufer – vom Ninja bis zum Sebamedmännchen - , Musikgruppen, Häuser, Parks. Ab km 25 zwicken so leicht die Beine, nichts, was ich nicht fast immer auf der Hauptallee erlebt habe, also gut zu ignorieren. Dank Kälte ist das wenige Essen und Trinken im normalen Lauftempo machbar. Ich bleibe bei Bananen und Wasser, Gels passen irgendwie nicht. Ich habe selbst nichts dabei, aber angesichts von einer so hohen Verpflegungsstationsdichte (fast alle 2,5 km) ist das auch völlig überflüssig.
Dann sehe ich zu meiner großen Überraschung bei km 30 wiederum die ULT-Truppe, nur leider diesmal mit Katharina, die offensichtlich nicht weiterläuft und trotz der tiefen Temperaturen auf mich gewartet hat. Diesmal gelingt dem CHO auch ein schönes Foto. Der nächste Kilometer ist beschwingt auch gleich wieder einen Tick schneller. Ich rechne mir mittlerweile aus, dass meine Zielzeit hinkommen müsste, was meine Stimmung nochmal hebt. Zwar werden die Beine bei km 35 merklich schwerer und der böige Wind stört auch etwas, aber bei km 36 treffe ich sogar nochmal Support Barbara, diesmal mit Hamburger Freundin Gaby. Der Mann mit dem Hammer trifft offensichtlich so einige Läufer um mich herum; ich selbst erlebe nur schmerzende vordere Oberschenkel, ein mir bisher unbekanntes Phänomen, das offensichtlich erst nach 36 km auftaucht und zum Glück gut zu ignorieren ist. Obwohl ich etwas langsamer werde, überhole ich fast alle Läufer um mich herum. Der Zeitplan stimmt bei mir immer noch und ich bin dann auch schon an der Alster und sehe den Fernsehturm, der einen baldigen Zieleinlauf verspricht. Ich entscheide mich, den letzten Kilometer zu genießen und bin sogar einen Tick langsamer, dafür komme ich nicht außer Atem über den roten Teppich und freue mich riesig, unter den 4h geblieben zu sein.
Im Ziel zeigt sich, wie gut es war, nicht ein einziges Mal stehen zu bleiben oder zu gehen. Nach 42,2km Durchlaufen gehe ich wie auf Eiern und frage mich, wie ich die Treppen im Hotel bewältigen soll. Spontan gratulieren sich die wenigen Damen im Zieleinlauf gegenseitig. Wir sind uns einige, dass die Elbphilharmonie als Medaille nicht so passend ist, wenn man sich deren Baugeschichte versus unsere Heldentat vor Augen führt. Am vereinbarten Treffpunkt finde ich sofort Barbara und quäle mich mit anderen Läufern die Treppe zur U-Bahn herunter. Die heiße Dusche war dann zum Glück nicht mehr weit.
Sofia hat es geschafft, kurz nach mir ganz ohne Plan und Uhr einen Genusslauf zu finishen. Der wahre Held des Tages ist natürlich Walter, der irgendwie unter diesen widrigen Bedingungen die Strecke bewältigt hat - Respekt.
Das alles wurde dann ausgiebig beim Portugiesen mit unglaublichen Portionen am Abend besprochen. Der Wein hat besonders gut geschmeckt.
Fazit: Hamburg ist wirklich eine Reise wert, tolle Organisation und noch bessere Zuschauer. Tausend Dank an meinen Support!! Diesen Luxus hat man wirklich nicht immer und die Latte für andere Events hängt nun sehr hoch.
Zu den Ergebnissen geht es hier.
ULT Heustadlwasser Laufbericht Hamburg-Marathon 2014