Custom Jimdo themeZuerst einmal – herzliche Gratulation an Martina Pölzelbauer, Siebte in der W40-Klasse beim Kalser Tauern Trail (50 km, 2000 Höhenmeter) und an Michael Pölzelbauer, der diese Distanz ebenfalls gerockt hat. Vielleicht lesen wir ja demnächst auch ihren Bericht.

Auf 50 Kilometer und rund 4400 Höhenmeter bin ich auch gekommen – dennoch war es viel zu wenig, um beim GGUT am 26.-27. Juli gewertet zu werden.

 

Wenn der Geist eventuell mit falschen Gedankenspielen in den Ultra-Trail gestartet war…
Wenn man kein Ernährungskonzept hat und nach 30 Kilometern in einen Hungerast läuft…
Wenn der Körper u. a. aufgrund fehlender Salze verrücktspielt…
Wenn die Oberschenkelmuskulatur pausenlos zwickt…
Wenn der Kopf mit Rechnungen und Hochrechnungen überfordert ist…
Wenn jede noch so einfache Felsstufe auf dem Trail zu einer Kletterei zweiten Schwierigkeitsgrades ausartet…
Wenn jede Abrisskante mit einem möglichen fatalen Sturz in Verbindung gebracht wird…
Wenn die Höhenmeter mit noch nie erfahrener Wucht daherkommen…
Wenn Kilometerzeiten im Aufstieg bei 30 min und mehr und im Abstieg bei 20 min und mehr liegen…

… dann, ja dann ist die Aufgabe die einzige Option, um diesen Chaoskreislauf zu durchbrechen.

Meine Enttäuschung ist unbeschreiblich groß. Ich habe in den GGUT 2019 dermaßen viel Herzblut, Zeit und auch ein bisschen Geld investiert wie nie zuvor in eine meiner Freizeitaktivitäten. Trailrun-Papst Gerhard Schiemer hat mich mit seinen Programmen auf den Punkt hingebracht, ich befinde mich in der Lauf- und Körperform meines Lebens.

Und dann das.

Gute erste 20, 30 Kilometer, die ersten 1500 Hm und den Time-Cut in Ferleiten überstanden. Gleich darauf stehen, immer noch in der Nacht, die zweiten 1500 Hm an, hinauf auf die Untere Pfandlscharte. Zuerst steil, dann steiler, zuletzt, nunmehr im aufgehenden Sonnenlicht, über ein Schneefeld am steilsten. Am höchsten Punkt angekommen bin ich tot. Nicht mehr imstande, einen Kilometer zu laufen. Nach allem raffend, was die Labe am Glocknerhaus anbietet. Erkennend, dass Tee, Schokolade, Marmorkuchen, Cola, Schwarzbrot, Kabernossi zwar den Magen füllen, die Speisen aber nicht in Energie umgewandelt werden. Denn auf den nächsten 1400 Hm zur Salmhütte und über die Pfortscharte zur Luckner-Hütte realisiere ich, dass das nicht mehr werden würde. Und heule los.

Ein Stuttgarter Autofahrer, der in der Früh den Großglockner bestiegen hat, bringt mich nach Kals, wo ich aus dem Wettbewerb auscheckte. Egon Theiner: did not finish. Dann warte ich auf den Shuttlebus zurück nach Kaprun und schwöre mir dutzende Male: nie wieder GGUT. Nie wieder einen Ultra. Nie wieder laufen.

Dass das Rennen zuerst für alle, die sich gegen 14 Uhr noch in Kals befinden, aufgrund von Gewitterwarnungen ebenfalls zuende ist, und später auch die Verantwortlichen auf der Rudolfshütte vermelden: bis hierher und nicht weiter (was unter normalen Umständen wohl auch mich getroffen hätte) – ein schwacher Trost.

Heute ist für mich eine (Lauf-)Welt zusammengebrochen. Ja, ich bin in der Regel selbstbewusst und setze mir Ziele, die für mich so leicht nicht zu erreichen sind. Aber wie zur Hölle konnte ich mich dermaßen irren und auf eine Art und Weise eingehen, die ich nie zuvor erlebt habe? War dies heute ein Wink des Schicksals, doch etwas anderes zu probieren? Schach zum Beispiel?

Wenn einer von diesen vielen unsäglichen Standardsätzen besagt, dass Schmerz vergeht, der Stolz aber bleibt, dann kann ich nur müde lächeln. Dieser Schmerz wird bleiben. Sehr, sehr lange.