Ich war schon zweimal in Bad Blumau an der jährlichen Laufveranstaltung. Vor zwei Jahren war ich schwanger und wegen der Hitze hab ich lieber die Rolle einer Betreuerin übernommen und bin nur ein paar Runden gelaufen. Letztes Jahr haben mich beide Kinder (L1 & L2) “begleitet”, so hab ich das ganze Wochenende insgesamt 2,4 km beim Benefizlauf gesammelt. Und ein Versprechen von Tante Dunja, dass sie dieses Jahr mit unseren Kindern was unternimmt, wenn ich laufen will. Und wer würde auf so ein Angebot nicht zurückgreifen?! 
Februar 2024:
Ich erwäge meine Möglichkeiten und die Bewerbe 24/12/6-Stunden, und melde mich für einen 6-Stundenlauf an. Eine Runde ist 1.181 m.
 
Vorbereitung oder sowas:
Als Vorbereitung dienten zwei längere Läufe jeweils mit ca. 1.000 HM und 20 km und eine Lauf/WanderungMitKindamRücken/Lauf-Runde mit ebenfalls insgesamt ca. 1.000 HM und ca. 26 km. (Fast “ideal” für einen Lauf, wo mit maximal 1-2 HM pro Runde zu rechnen ist.) Sonst ein paar kürzere Läufe mit Kinderwagen (L2) und Fahrrad (L1), und die restlichen Runden mit Kinderwagen laufend oder mit meinem L2-Wanderrucksack spazierend. 
 
Mein freier Tag
9:45 Uhr: Und schon waren die Kinder unterwegs, und ich hatte immer noch 15 Minuten bis zum Start. Mich umzuziehen, aufs WC zu gehen, trinken, meine bereits vorbereiteten Sachen auszupacken und rechtzeitig bei der Startlinie zu sein. Das geht sich aus. Fast. Was zu essen hab ich natürlich vergessen. 
 
9:58 Uhr: Manuela nimmt meine Trinkflasche mit (danke), Erwin verspricht mir, Abendessen zu besorgen. Ich hab schon jetzt einen Hunger. 
 
10:15 Uhr: Ich kann nur ans Essen denken. Ich muss noch meine Sachen auspacken, Sonnencreme suchen, Salztabletten vorbereiten. In jeder Runde schaffe ich etwas. 
 
11:00 Uhr: Erwin hat meine Betreuung übernommen. Ich fühle Dankbarkeit. Jetzt muss ich nur noch laufen. In der ersten Stunde wollte ich einfach abschätzen, wie schnell ich bei den Temperaturen (27-30 Grad) laufen kann. Während meiner “idealen” Vorbereitung konnte ich es nicht ganz feststellen. Nach ca. zwei Runden hab ich mit mir “ausgemacht”, dass ich ca. 8:00 Minuten pro Runde brauchen werde. 
 
Mit dieser Geschwindigkeit laufe ich dann 2 Stunden, danach kommen ein paar Wolken und ich werde ein bisschen schneller. Mal sind die Wolken weg und mein Puls wird immer höher. Und ich langsamer. Ich ziehe ein langarmiges und nasses T-Shirt an, mein Puls ist wieder im gewünschten Bereich, Hunger/Essen/Trinken/Salztablette nehmen. 
 
Ca. 14:00 Uhr: eine nette Überraschung: Gina ist angekommen! Eine Frau, die ein wahres Laufvorbild für mich ist. Ich überlege schon, wo ich duschen werde und ob sich es noch ausgeht, bevor ich die Kinder zurückkriege. 
 
15:30 Uhr: da entscheidet nur noch der Kopf. Also ich werde schneller. Auf den letzten 2 km bin ich jeweils um 1:00 Minute schneller, als den ganzen Tag. 
 
16:30 Uhr: fertig und geduscht. Erwin wartet schon mit dem Abendessen auf mich. Bevor ich was essen könnte, klingelt natürlich mein Handy, die Jungs sind wieder zurück. Fast 7 Stunden sind vergangen, seitdem ich die Kinder gesehen hab. Fast genau vor 1,5 Jahren hab ich das letzte Mal soviel Zeit alleine verbracht. Ich weiß es ziemlich genau, da L2 in einem Monat 1,5 Jahre alt wird. 
 
17:00 Uhr: die Siegerehrung fängt bald an. Ich versuche gerade die Jungs zu trösten, die einen wunderschönen Badetag mit ihrer Tante verbracht haben, finden aber nachträglich trotzdem, ich hätte dabei sein sollen ;)
 
Nach dem Lauf
21:00 Uhr: L1 und ich sitzen vor dem Zelt. Es passiert selten, dass wir Zeit zu zweit verbringen können. L2 schläft schon tief und fest. Chips, Erdnüsse mit Honig und Wasser. Langsam kriege ich Übung wie man sich nach einem Ultralauf ernährt, wenn man kleine Kinder hat.
 
22:00 Uhr: ich schmiere meine Füsse mit meiner Waldschlössl-Gesichtscreme ein. Da hab ich auch schon Übung. Ich gehe gleichzeitig mit L1 schlafen und höre noch den Startschuss für den 12-Stundenlauf. 
 
Die Temperatur in der Nacht wird angenehm. Versuche meinen Lauf als Hitzetraining aufzufassen. Und die anderen Läufer nicht zu beneiden. Läufer. Keine Läuferinnen. Ich kenne nämlich keine, die neben ihren kleinen Kindern heute hier in der Nacht laufen könnte. Ich fühle trotzdem Dankbarkeit. Für die Hilfe, die mir heute von so vielen angeboten wurde. Für die Möglichkeit und für die notwendige Gesundheit, dass ich laufen darf.