Vor ziemlich genau 7 Jahren waren Yvonne und ich schonmal in Kaprun, um den Großglockner Rundwanderweg zu machen. Nach dem Dachstein Rundwanderweg, war das der nächste logische Schritt. Dennoch hatten wir vor den knapp 100 km und 7000hm großen Respekt. Damals konnten wir die Runde aber leider nicht abschließen und mussten nach der fünften von sieben Etappen am Glocknerhaus aufhören, weil es einen Wetterumschwung gab.

Bevor diese nicht vollendete Runde stattfand, waren wir bereits schon einmal in Kaprun, konnten aber wegen Schlechtwetter erst gar nicht starten und verbrachten so ein paar Tage dort im Ort und durch Zufall haben wir dort das erste Mal diese verrückte Gattung der Ultra Trailläufer gesehen, welche gerade den Großglockner Ultratrail machten. Diese Menschen kamen da kurz vor dem Ziel bei uns vorbei und sahen wie laufende Zombies aus. Erst später habe ich erfahren, dass die ungefähr dieselbe Runde in einem Tag gemacht haben, die wir eigentlich in 7 machen wollten. Und irgendwie ging das so überhaupt nicht in meinen Kopf rein.

Jetzt, 7 Jahre später, stand ich dann nach so langer Zeit ebenfalls an der Startlinie und die Vorfreude war also erwartungsgemäß sehr groß. Außerdem habe ich mich gefreut, so viele Läufer KollegInnen dort zu treffen und zu sprechen. Egon Theiner war der erste, den ich bereits vorher getroffen habe, kurz vor dem Start dann noch Hannes Namberger, Florian Grasel und Eusebio Arsene. Bei der Startaufstellung hab ich versucht direkt hinter den Elite Block zu kommen. So konnte ich auch noch kurz mit Martina Pölzelbauer aus unserem Verein quatschen.

Nach dem Startschuss ging es dann flott raus aus Kaprun. Ich hab versucht bei maximal 160 Puls zu bleiben. An der beleuchteten Sigmund Thun Klamm vorbei ging es dann über eine kurze Steilstufe und dann weiter immer entlang der Kapruner Ache sehr flach bis zum ersten steilen Anstieg nach dem Kesselfallhaus.

Weiter oben bei den verschiedenen Tunneln Richtung Stauseen wurde es dann schon sehr tricky, denn bei den meisten musste man außen vorbei auf Trails die teils sehr ausgesetzt, mit Seil versichert waren. Dort gab es gleich mal ne Dusche durch Schmelzwasser.

An VP1 am Moserboden war es mir dann zu kalt und windig, also erst mal warme Kleidung angezogen und dann ging‘s am Stausee vorbei hoch zum Kapruner Törl und wieder runter zum Tauernmoossee.

Ich war hier immer noch sehr stark drauf und konnte weiterhin gut Gas geben. Nach der Rudolfshütte, der 2. VP, war ich immer noch 30min vor meiner geplanten Zeit.

Auf halben Weg rauf zum Kalser Tauern zog dann Nebel ein. Man konnte nur wenige Meter sehen und es war extrem schwierig den Weg zu finden, weil sich die Markierung im Nebel versteckt hat. Und auch am Weg von dort runter ging das noch einige Zeit so.

Als der Nebel dann weg war, konnte ich wieder Gas geben und das ganze Dorfer Tal komplett bis nach Kals flott raus laufen. Hier begann es dann auch langsam zu dämmern.

In Kals hab ich mich erst mal umgezogen und Pasta mit Tomatensoße gegessen, bevor der Anstieg durch eine extrem steilen Wald begann. Nach dem Wald kam dann auch das erste Mal die Sonne raus, war aber hier noch kein Problem.

Erst nach dem Downhill zum Lucknerhaus begannen für mich die Probleme, denn ich hatte irrtümlich vermutet, dass hier eine VP wäre. Und so musste ich den langen Anstieg zur Glorerhütte auf Sparflamme bewältigen. Zum Glück gab es weiter oben ein paar Bäche, bei denen ich Wasser auffüllen konnte. Außerdem kamen hier die Läufer von der 58er Distanz auf denselben Track wie die 110er. Was zumindest für mich auch nochmals Probleme darstellte, denn ich musste äußerst oft ganze Läufergruppen vorbeilassen und kam dadurch immer wieder aus dem Rhythmus.

Bei der VP Glorerhütte angekommen hab ich mich dann erst mal ordentlich aufgefüllt und dann ging‘s weiter, erst wellig, dann runter und sofort wieder hoch zur Salmhütte. Ab dort weiter auf dem Wiener Höhenweg über die Stockerscharte. Hier hab ich mich an ein paar Mädels vom 58er Lauf angehängt, die ungefähr mein Tempo hatten.

Am Downhill zum Glocknerhaus das nächste Ärgernis. Langsamere Läufer der kürzeren Distanz meinten niemanden vorbeilassen zu wollen und so entstanden größere Gruppen von Läufern, die hintereinander herdackelten, da dort natürlich niemand einfach so überholen konnte.

Nach dem Margaritzenstausee, also im Aufstieg zum Glocknerhaus wurde es dann bereits echt schwierig, die Hitze setzte mir zu. Bei der VP dort musste ich eine etwas längere Pause machen, bevor ich den gefühlt endlosen, und für mich schwierigen, Anstieg zur Pfandlscharte angetreten habe. Nach einem Hügel folgte hier der nächste und ich konnte ewig das Ziel nicht sehen. Da wusste ich noch nicht, dass der Abstieg von dort noch schwieriger werden würde.


Überraschenderweise gab es dort ein mehrere hundert Meter langes Schneefeld. Im flacheren oberen Teil hab ich es mit Ski fahren probiert. Der Schnee war aber so sulzig und glatt, dass ich immer wieder auf meinen Hosenboden gefallen bin. Also blieb ich irgendwann einfach sitzen und hab mich mit meinen Stöcken abgestoßen. Irgendwann wurde das Schneefeld aber sehr steil, dort waren dann auch Fixseile angebracht. Hier hieß es dann festhalten und langsam runter gehen. Vor mir waren leider auch Läufer die damit große Probleme hatten. Und so hat der Abstieg eine gefühlte Ewigkeit gedauert. Vermutlich wäre es einfacher gewesen auf das Schotterfeld nebenan auszuweichen.

Danach wurde es einfacher, aber auch hier wieder Läufer, die andere beim Trail aufgehalten, weil nicht vorbeigelassen haben. Danach kamen wir auf einen steilen Forstweg und später auf eine Schotterpiste. Diese war dann komplett der Sonne ausgesetzt und damit war es dann auch extrem heiß. Unterwegs gab es noch einen Brunnen bei dem ich erstmal aufgefüllt und die Kappe nass gemacht hab.

In Ferleiten dem nächsten VP erstmal wieder aufgefüllt und mal beim Personal nachgefragt wie weit es noch bis Fusch ist. Mir wurde entgegenet: "8km aber alles bergab". Eine glatte Lüge, das "bergab". Aus Ferleiten raus, ging es natürlich erstmal bergauf und nach 1 bis 2km musste ich die erste Pause im Schatten einlegen. Ich war fix und fertig, hab das Handy rausgeholt und mein Leid geklagt. Nach einem Gel, viel Trinken und Motivation per WhatsApp hab ich mich wieder aufgerafft und bin weiter gelaufen.

Also ich dann endlich Fusch gesehen habe, hab ich mich schon auf die VP gefreut. Leider wurde ich wieder enttäuscht, denn es ging erstmal steil hoch zum Fuscher Höhenweg und von dort erst runter nach Fusch. Auch hier wieder etwas länger verweilt und einige zuckerhaltige Getränke zu mir genommen sowie eine Suppe.

Ich wusste, dass nun der letzte Anstieg zur Ponyhofalm kam. 800 Höhenmeter sollten das noch sein. Zumindest kamen nun immer wieder mal Wolken, welche die Sonne verdeckten und auch der Wald zu Beginn spendete noch etwas Schatten.

Auf der Alm hab ich mir dann eine Fanta gekauft, das hat mich echt wiederbelebt. Und so konnte ich zumindest den steilen Downhill nach Kaprun komplett und schnell durchlaufen und glücklich im Ziel finishen.

Es war ein extrem flotter erster Teil und ein extrem anstrengender zweiter Teil, aber vor allem war es für mich ein unglaublich emotionales Erlebnis Teil dieser unglaublichen Reise zu sein!

Noch ein paar Worte zur Veranstaltung. Die Organisation im Gesamten war einfach perfekt. Die VPs waren gut gesetzt, gut bestückt und die Volunteers waren immer freundlich und hilfsbereit. Es gab ein Dropbag bei ca. der Hälfte des Rennens, es gab ein Startsackerl, eine Medaille und ein Präsent in Form von Armlingen und eines Stirnbands. Unbedingt empfehlenswert hier mal mit zu laufen. Es muss ja nicht die lange Distanz sein. Was ich mir aber vorstellen könnte, dass die Runde anders herum, zumindest für die Läufer besser wäre, aber ich verstehe natürlich, dass es so herum bei schlechtem Wetter für die Organisation besser ist.