Die Hardfacts 2014:
- 101,7 km Streckenlänge (+ 1,7 km gegenüber 2013)
- ca. 2.500 HM (über 200 mehr gegenüber 2013)
- 2 x über den Kapuzinerberg (missing 2013)
Die Softfacts 2014:
- Noch immer ich (ein Jahr älter und: Ehemann!)
Zumindest in einer Hinsicht zum Vorjahr nichts Neues: 3:15 Uhr. Alles summt, klingelt und macht in jedem Fall schrecklichen Lärm. Eigentlich gar nicht notwendig, denn Schlaf war Mangelware in den Stunden zuvor. Anspannung? Sie war nicht zu leugnen. Geht es doch dieses Mal für mich um mehr, als nur ums Durchkommen (dieses Ziel ist seit letztem Jahr ja abgehakt). Dieses Mal soll es ans Eingemachte gehen, ich will mich herantasten an meine läuferischen Grenzen. Ein Scheitern in Kauf nehmen. Willy Lilge hat dabei im Vorfeld ein wenig dafür gesorgt, dass meine Trainingseinheiten Sinn machen und nicht nur eine Ansammlung von Laufkilometern sind.
Quartier ist dieses Mal die Wohnung eines langjährigen Freundes, Charly, begnadeter Kajakfahrer, aber auch dem Laufen verbunden. Von dort geht es um 4:15 Uhr mit dem Rad 10 min. zum Start. Wetter bedeckt, um die 10 Grad. Optimal. Eine Ausrede weniger, wenn es nicht klappen sollte. Der Start wurde dieses Mal vom Mozart- zum Residenzplatz verlegt. Keine Ahnung, warum. Die Start-Vorbereitungen wie bei den Ultras üblich völlig ohne Hektik. Einige alte Bekannte haben sich bereits eingefunden. Der harte Kern des Eigner Express, zwei Herrschaften vom Laufwunder Steyr, "Streber" Martin ... Smalltalk.
5:00 Uhr: Endlich, es geht los. Wird es mein Tag? Zunächst ein paar km einrollen, dabei noch ein paar Worte mit Mitstreitern wechselnd. Dann kommt die erste längere Steigung: Glasenbachklamm. Letztes Jahr wegen Vermurungen gesperrt, dieses Jahr im besten Zustand. Ich entscheide mich, sie durchzulaufen. Frau Dame Eigner Express Alexandra, ihr werde ich in den nächsten Stunden immer wieder begegnen, ist dabei immer knapp vor mir. Schon bei der ersten Zwischenzeit - Koppl - bin ich deutlich schneller als im letzten Jahr. Noch optimaler läuft es bis zur 2. Zwischenzeit in Hof. Es geht wirklich dahin. Es ist auch die richtige Entscheidung, auf den Laufrucksack verzichtet zu haben. Der Trinkgurt ist völlig ausreichend. 2 km bevor die erste Runde zu Ende geht, das von vielen - auch von mir - gefürchtete Neuland: Kapuzinerberg. Zunächst hunderte Stufen hinauf, danach wieder steil runter, inklusive der Imberg Stiege. Heftig. Bei den Stufen hinauf zum Franziskaner-Schlössl gelingt mir ein guter Gehrhythmus, abwärts kann ich sogar einige andere Läufer überholen. Die Zeit für die erste Runde übertrifft meine Erwartungen. Trotz Kapuzinerberg fast 15 min. schneller. Kleine Pause bei der Wende, Smalltalk mit Sonja und Charly. Essen und trinken.
Auf zur zweiten, längeren Runde. Nach drei km sind etwas unerwartet die Gefliesten (© Stefan) gefragt. In deren Ermangelung kommt aber nur das seitlich gelegene Buschwerk in Frage. Deutlich erleichtert geht es dann zum zweiten Mal durch die Glasenbachklamm. Ich entscheide mich nun für eine Kombination aus Laufen und Gehen, womit ich aber immer noch besser unterwegs bin als im Jahr zuvor. Wetter noch immer optimal. Überwiegend bedeckt, vielleicht 15 Grad. In Koppl überholt mich Frau Dame Eigner Express. Ich muss sie für den Moment ziehen lassen. Ein Marathon liegt ja noch vor uns. Ob ich sie nochmals auf der Strecke sehen werde?
Nach weiteren 10 km ist meine Frage beantwortet: ja! Kurz vor der Abzweigung Fuschlsee ist sie wieder in Sichtweite. Das bleibt so bis kurz vor der Zeitnehmung in Fuschl, da überhole ich sie nun wieder meinerseits.
Labestelle Fuschl. Dieses mal kein Triathlon, sondern ein Aufmarsch arabischer Touristen. Egal, ich freue mich, dass Sonja und Charly vor Ort sind, ein paar Fotos machen und mich anfeuern. Alexandra zieht wieder an mir vorbei, während ich ausgiebig trinke, esse und mir Unmengen von Wasser über den Kopf schütte. Weiter geht's: Grande Finale. Noch gut 25 km.
Schon am Ortsende von Fuschl habe ich Alexandra erneut eingeholt. Sie scheint jetzt echte Probleme zu haben. Auch ich bin davon nicht verschont, die linke Hüfte beginnt stärker zu schmerzen. Allerdings nur beim Gehen, nicht beim Laufen. Glück muss der Läufer haben. Die nächste große Herausforderung: "The Wall", knapp vor der Zeitnehmung Hof. Gehmodus bringt Schmerzen in der Hüfte und am Ende der Steigung ist die Wadenmuskulatur in beiden Beinen kurz davor "nein danke" zu vermelden. Alarmstufe rot. Ich muss ja u. a. noch ein weiteres Mal über den Kapuzinerberg. Mit Krämpfen aussichtslos. Also, ganz langsamer Trab zur Verpflegungsstelle, nochmals alles mögliche essen und trinken, querbeet, und danach Dehnübungen.
Es scheint zu helfen. Runter zum Salzburgring, es dröhnen auch auf dieser Runde die Zweirad-Motoren schon von weitem, läuft (und geht) es sich wieder deutlich besser.
Labestelle Guggenthal: Unerwartet steht Charly dort, macht einige Bilder und motiviert mich für die letzten Kilometer. Weiter geht’s. Ich spule nun die letzten km bis zum Kapuzinerberg ohne größere Probleme ab. Zugegeben, letztes Jahr war ich auf den letzten 15 km lockerer drauf, aber ein paar Energiereserven sind immer noch vorhanden. Und die Zeit? Super!
Der Kapuzinerberg zum 2. Mal. Furchtbar. Nur noch eine einzige Willensanstrengung. Jede Stufe mehr, ein Aufheulen der Beinmuskulatur mehr. Charly steht nochmals da und macht einige Bilder. In der ersten Runde noch flotten (Lauf-)Schrittes nach oben, habe ich nun mit jeder Stufe meinen eigenen persönlichen Kampf. Wann bin ich endlich oben? Da, die Metallstiege, diese noch überwinden, dann habe ich es geschafft. Welch ein Ausblick, ich kann mich gar nicht losreißen ;-)
Runter geht es für mich jetzt auch nicht mehr locker. Alles was zu den Beinen gehört, ist schwerstens beleidigt. Ich muss mich voll konzentrieren, um nicht eine Stufe zu übersehen, irgendwo unglücklich aufzutreten und damit einen Krampf auszulösen. Diese verdammte Imbergstiege! Endlich dann doch heil in der Steingasse angelangt. Jetzt ist alles gut. Die letzten Laufschritte trotz allem ein Genuss: Mozart Steg, Mozart Platz, Zielbogen. Sonja und Charly jubeln und fotografieren. Ich habe es geschafft. In einer super Zeit. Beine allerdings absolut tot. Wie schon lange nicht mehr. Gehen? Ein Alptraum. Die Wadenmuskulatur pulsiert selbst beim Stehen im "Erwin"-Modus.
Trotzdem: Es hat sich gelohnt. Sakra di! Einer meiner besten Läufe ever. 2. in meiner Altersklasse.
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- Zu weiteren Bildern, Copyright bei Charly E. und Sonja "Ehefrau" S., geht es hier.
- Noch ein weiterer gut geschriebener Mozart100-Laufbericht.