Nach meinen persönlichen Erfolgen in Langenzersdorf und Gols stand zum „Drüberstreuen“ noch ein Berglauf auf der Planung für´s erste Halbjahr 2019, und je näher der Termin, desto zuversichtlicher war ich, trotz Erschöpfung und Wehwehchen irgendwie zu Fuß auf diesen Pass zu gelangen – das war doch schon mal ein Plan. Klingt jetzt nach mentalem Schwächeln, aber es handelt sich doch nicht nur um eine Marathondistanz sondern auch um +2500/-600 Höhenmeter rauf auf 2757m.

Sonst hatte ich wenig konkrete Vorstellung, weil bereits im letzten Herbst on die komplette Vorplanung mit Anmeldung, Transfer, Hotelbuchung und Kommunikation übernahm, um uns vom ULT und vielen anderen von TRV (Trail Running Vienna) quasi einen Laufurlaub zu ermöglichen: hier gleich einmal großer Dank für die Mühe, einen so großen Haufen von Individualist/inn/en erfolgreich zu koordinieren und auf soviele Extrawürste, äh, -wünsche, einzugehen!

Anreise der losen Gemeinschaft lose verteilt per Railjet in 5 Stunden nach Landeck, dann vereint im Shuttlebus (allerdings nur 16 statt der vorgesehenen 19 Menschen, was Egon, der schon vor Ort war und sich ständig um alles kümmerte und nachfragte, wohl etwas unrund machte, hatten doch offenbar der eine oder die andere nicht mitgeteilt, nicht anzureisen, nicht fein) nach Prad vorbei am Reschensee mit der darin versenkten Kirche. 

 

 

 

 

Dort Hotel einchecken und nächster Treffpunkt Startnummernabholung. Die meisten soweit ich bemerke sehr relaxt, wie Urlaub halt. Das Wetter passte dazu und die Prognose war auch sehr fein. Leider war Gina verletzungsbedingt nicht mitgekommen, der hätte das sicher auch gefallen.

 

Mittlerweile hab ich mir auch die Strecke angeschaut, hat einen witzigen Verlauf: erst mal 16km flache Runde im Tal rund um Prad, dann geht´s dafür sofort zügig bergan. Die Strecke in der folgenden Abbildung ist die wegen der Schneelage abgeänderte Originalstrecke, die bereits bei der Furkelhütte wieder unter geht zu den berühmten Serpentinen.

Hier ein Video von der Schneeräumung in der Vorwoche.

Es war bis zum Vortag offenbar auch unsicher, ob überhaupt hinaufgelaufen werden könnte, weil Murenabgang auf der Strasse. Muss für das Veranstalterteam ganz schön stressig gewesen sein. Realisiert, dass da wirklich auch Trailwege dabei sind und ich seit dem Winter praktisch ausschließlich flach gelaufen. War dann aber nach einer Pizza und istotonischem Malzgetränk auch wieder egal ;-)

Nach gutem Schlaf, war wohl wirklich zu wenig nervös, im ebenfalls von Egon organisierten Gasthof Stern am Rand des Zentrums und sehr unweit des Starts, geweckt pünktlich um 5h vom Böllerschiessen direkt vorm Haus (Kollateralzweck wegen einer stattzufindenden Hochzeit), gemeinsames Frühstück, das vom Haus mit Gabi, Sabine, Richard und Erwin. Nur nicht allzuviel essen, um 8h10 ist Start! Dann sind wir guter Dinge gemeinsam zur Abgabe des Kleidersacks mit warmen Sachen fürs Ziel aufgebrochen.


Im Startbereich dann den Rest der Truppe getroffen, bei allen Teilnehmern und doch recht vielen Schaulustigen beste Laune.

 

 

 

 

Wirklich LAUTE Glocken, Alphörner:

das ist mal eine andere Musik!

Dann geht’s recht rasch und zuerst starten zum 8h die „Direktläufer“ und gleich darauf wir Marathonis. Ich finde mich gleich neben Erwin und wir traben gemütlich im 6er-Schnitt los, nur ja nicht zu schnell, wir waren ja noch in Regeneration. Die anderen stürmten – bis auf Josef, der ja auch in Gols zwei Wochen zuvor seine PB mit 232km gelaufen war – alle hochmotiviert drauflos, was auch berechtigt war, weil ich die meisten von Ihnen nicht mehr zu Gesicht bekommen sollte.

Von Prad liefen wir durch Agums, ein mittelalterliches wunderschön restauriertes Dorf, und dann recht unspektakulär die flache Runde, im Plaudertempo, alles easy, keine Beschwerden. Das wird! Und es wurde: steil nämlich! Die Höhenmeter wollten schließlich erklommen werden. Schöne Wege und Singletrails, dann etwas bergab und durch den Ort Stilfs, wo die Leute eine unglaublich gute Laune mit guter Musik verbreiteten.

 

Danach ging´s wieder ordentlich bergauf Richtung Furkelhütte, wir liefen jetzt auf Egon auf und holten auch Walter ein.

Alle aber guter Dinge und rasch bergan schreitend. Was mit auffiel, waren entlang der Singletrails, die wunderschön und nicht wirklich schwierig, aber doch entlang von steilen Hängen führten, alle paar hundert Meter Posten standen, die aufpassten, ob was passiert, sowie an strategisch günstigen Stellen Sanitäter samt kompletter Bergeausrüstung, so viel Ressourcen für die Sicherheit hab ich überhaupt noch nie erlebt.

Nach einer größeren Labe ging´s dann 600hm bergab über einen anspruchsvollen Weg.

 

Egon Vollgas vorneweg war gleich nicht mehr zu sehen, Erwin auch sehr schnell, ich hatte echt Mühe. Bei einer Bachquerung traf ich auf Anne, die schimpfend wie ein Rohrspatz über den Verlust ihres Bergaufvorsprungs über die Steine balancierte. Ich wusste: der geht’s gut, die hat mich bald wieder!

Nach dem Downhill wartete Erwin auf mich, und gemeinsam machten wir uns an den langen Aufstieg: 1250hm, über 40 Serpentinen warteten noch. Ich hatte gleich mal ein Tief. An Laufen war nicht zu denken, obwohl die Steigung das meist zugelassen hätte - wären wir nicht schon vier Stunden unterwegs gewesen. Nach einigen Kehren haben wir Egon wieder erreicht, gemeinsam ging sich´s gleich leichter. Er war zum dritten Mal dabei und erzählte uns wie er sich beim seinem ersten fühlte, als er die vielen Kehren bis zur Passhöhe von unten erblickte.

 

Ich war irgendwie zwar beeindruckt, aber nicht schockiert, sondern zuversichtlich, dass wir gehend zügig in ein paar Stunden oben ankommen würden. Es sollten lange Stunden werden.

Kurz ? Vor dem Berghotel Franzenshöhe holte uns Anne im Stechschritt ein, die war unglaublich stark und zog völlig unbeeindruckt davon.

Wir hatten es eine zeitlang recht lustig, dann ernst mit Foto- und Spaßverbot, aber mit steigender Höhe stieg auch die Laune und wir wurden wieder zuversichtlich. Gut für die Stimmung waren auch die Helfer an den reichlichen Labestationen, die haben sogar die vermutlich für den Eigengebrauch etwas abseits im Schnee gekühlten Biere bereitwillig an uns abgegeben. Super Abwechslung wie immer zu dem ganzen süßen Zeug.

Egon´s Frau Karin getroffen, die den Marciastelvio absolvierte, die beiden haben sich gegenseitig Mut zugesprochen, danach ist Egon uns gleich wieder mal davongezogen.

 

 

 

 

 

 

 

Kehre um Kehre bergauf, immer wieder Radler auf der Strecke (eigentlich gesperrt, aber die haben den autofreien Tag halt ausgenutzt), es wollte irgendwie kein Ende nehmen.


Irgendwann war´s dann soweit, dass wir nur mehr eine Hauptallee lang ins Ziel vor uns hatten, halt ein paar hundert Meter ansteigend. Der Sportminister mit den fantastischen Plänen (Sprungschanze im Prater) ist ja nicht mehr im Amt, sonst würden wir die Errichtung einer geneigten Hauptallee zu Trainingszwecken beantragen.

Kühler wars auch hier oben und es gab auch Spass mit Schnee:

 

Und irgendwann war´s dann soweit, die letzte Kehre absolviert und wieder zudritt gemeinsam durchs Ziel: wow, wir haben´s geschafft!

Zieleinlauf

Im Ziel haben wir dann die meisten von der schnelleren Sorte wiedergetroffen, alle zufrieden glaube ich.



Nach alkoholfreien Bieren und gegenseitigen Glückwünschen haben sich die meisten Richtung Shuttletransport ins Tal aufgemacht, als mich Erwin erinnerte, dass ja noch zwei auf der Strecke waren. Walter lief allerdings gerade ins Ziel, und nachdem wir ihn abgefeiert hatten, beschlossen wir, zur letzten Kurve vorm Ziel zu gehen, um auf Josef zu warten, weil es im Zielbereich so laut war.

In welcher Kurve er wohl gerade war ?

 

Kaum hatten wir Position bezogen, da erschien er allerdings auch schon! Also ich noch ein paar Fotos, und Erwin rasch zurück ins Ziel für das Einlaufvideo.


Wir genossen nochmal das tolle Gefühl, das alle es erfolgreich geschafft hatten, und dann begaben wir uns, weil es es doch nicht so gemütlich war da oben, zum Shuttle, was aber noch einige Zeit dauern sollte.

 

 

 

 

 

Schließlich dann aber doch wohlbehalten zurück, ab in die Dusche, und zur Pastaparty mit Ehrung unserer erfolgreichen Teilnehmer, in den Altersklassen:

Christian Seethaler 1. Platz

Walter Holzer 3. Platz

Stefan Schaden 4. Platz in einer unglaublichen Zeit

 

 

 

12 Läufer und Läuferinnen starteten unter ULT Heustadlwasser auf der Marathonstrecke und alle kamen erfolgreich ins Ziel !

 

Auszug aus der Ergebnisliste auf https://www.tds-live.com:

 

Cognome Nome

Cat.

Pos.

Pos. M/F

Pos. Cat.

Risultato

RealTime

1

SCHADEN STEFAN

 M45 

 18 

 17 

 

 04:38:58 

 04:38:55 

2

RAINER RICHARD

 M45 

 55 

 49 

 13 

 05:21:29 

 05:21:02 

3

SEETHALER CHRISTIAN

 M60 

 96 

 86 

 

 05:46:41 

 05:46:18 

4

GRAF MARKUS

 M40 

 106 

 94 

 15 

 05:51:54 

 05:51:30 

5

HEYDA GABRIELE

 M50 

 179 

 157 

 30 

 06:21:55 

 06:21:26 

6

WELBES JEAN-MARIE

 M45 

 180 

 158 

 42 

 06:21:55 

 06:21:31 

7

D'ARCY ANNE

 F50 

 186 

 23 

 

 06:30:39 

 06:30:10 

8

OSTRY ERWIN

 M55 

 199 

 175 

 24 

 06:40:02 

 06:39:33 

9

THEINER EGON

 

FUN

FUN

FUN

06:40:01

06:39:34

10

WUSTINGER MARTIN

 M55 

 200 

 176 

 25 

 06:40:03 

 06:39:35 

11

HOLZER WALTER

 M65 

 238 

 207 

 

 07:16:35 

 07:16:10 

12

STÖGER JOSEF

 M65 

261 

 225 

 

 07:44:22 

 07:43:54 

 

Danach nochmal Pizzaessen, und am nächsten Tag ein ausgiebiges Frühstück, Rückfahrt wieder mit Bus/Bahn sehr angenehm und entspannt, nur Christian musste ständig auf seinen Gewinn (eine Kiste voll mit Essen) aufpassen ;-)

So, das war´s aus meiner Sicht, und ja, ich könnte mir vorstellen, wieder ...

Fazit:

  • vom Gesamtkonzept her eine besonders schöne Veranstaltung
  • sehr zu empfehlen Anreise per Bahn/privater Shuttlebus ab Landeck, nächstes Jahr dem Vernehmen nach Railjet nach Bozen mit lokaler Bahnverbindung!
  • viele Labestellen, bis auf die im Ziel auch sehr gut „bestückt“
  • tolle Stimmung und Betreuung durch die Helfer an den Laben und entlang der Strecke 

Links:

http://www.stelviomarathon.it/de/2-stilfserjoch-marathon/

http://www.stelviomarathon.it/de/foto-video-2/

https://www.sportograf.com/de/event/5433