"Ich werde möglicherweise wieder mitmachen" schrieb ich 2014 auf diesen Seiten und es sollte dann doch ein wenig dauern und die Initiative von Gina ausgehen, die im letzten Winter der Meinung war, eine frühzeitige Anmeldung spare Geld, und damit Martin K, Erwin und mich mit ins Boot holte. Was niemand von uns damals im Sinn hatte, war die Hitzewelle, die Anfang August herrschen würde ...

Der "Dirndltal Extrem" ist eine irrsinnig lässige und liebevoll betreute familiäre - es gibt etliche Läufer, die dort fast jedes Jahr teilnehmen - Veranstaltung unter der Leitung von Gerhard Lusskandl und seinem Team (ich habe zwar die Strapazen und alle möglichen Details der Strecke wieder vergessen, nicht aber die einmalige Atmosphäre rund um den und während des Laufs). Allerdings auch eine durch die vielen Höhenmeter nicht ganz unanstrengend werdende Herausforderung, zudem hatten wir heuer bisher eigentlich hauptsächlich "flach" trainiert wegen der Teilnahme an den Meisterschaftläufen in Wien und Irdning.

Die Strecke führt rund um das namensgebende Tal und ist so aufgeteilt, dass es zwischen den Laben 1,5 bis 2 Stunden dauert:

Und dann stiegen die Temperaturen eine Woche vorm Start und ich packte eine dritte 500ml-Flasche zur Sicherheit in den Rucksack - weise Entscheidung ;-)

Anreise Freitag nachmittags mit Erwin, der uns alle der Reihe nach abholte (und auch am Sonntag danach wieder zurückbrachte), vielen Dank hier auch nochmal!

Beim Eintreffen in aller Ruhe die Anmeldung, Quartier im ESV-Heim direkt am Start (Matratzenlager und - heuer nicht ganz unwichtig - Klimagerät, sodass die Nacht zwar nicht leiser, aber deutlich kühler werden sollte als zuhause),

Briefing: "zwischen Eisenstein und Hohenstein liegen ein paar Bäume am Weg", "dort lässt der Bauer keine Markierung zu", aber trotzdem "ihr schafft das" vermittelnd. Abendessen gab´s gleich anschließend, und dann noch etwas plaudern mit alten und neuen Bekannten.

Nachts dann sogar etwas geschlafen, bis um 4h25 irgendein depperter Wecker anging wo ich doch erst um 4h30 bestellt hatte, gleich der erste Schweißausbruch, es gab ein gutes Frühstück mit viel Kaffee, letzte Vorbereitungen und bei morgens eigentlich noch - vor allem im Verhältnis zur Großstadt - angenehmen Temperaturen der Start um 6h:   

 

 

 

 

 

 

 

 

Alle liefen von Anfang an überlegt=langsam und bis Checkpoint (CP) 2 ging es durch malerische Hügellandschaft mit ständig wechselnden Perspektiven dahin, nur am rasch einsetzenden Durst merkte ich, dass es doch schon recht warm sein musste. Ich hatte etwas Bauchweh und das Gefühl schwerer und schmerzender Beine und Angst vor Krämpfen, deshalb beschloss ich, möglichst alleine zu laufen, um mich zu konzentrieren und nicht vom Tempo der anderen beeinflussen zu lassen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bis CP3 war dann der erste steile An- und Abstieg, aber meist wunderschön auf kleinen Wegen im Wald. Bei CP3 das letzte Mal gemeinsam mit "meinen" Teamkollegen gelabt, andere Mitläufer hatten da schon erste Probleme, und im Laufe des Tages würde ich mich noch oft fragen, wie es Ihnen wohl erging (Mobiltelefon hatte ich zwecks Akkuschonung ausgeschaltet tagsüber).

  

Zwischen CP3 und CP5 der für mich unangenehmste Teil der Strecke, viel Asphalt oft über Wiesen, also Ober- und Unterhitze. Zwischen den Laben habe ich je 2 Stunden gebraucht mit über 1 Liter Flüssigkeit pro Stunde, wusste gar nicht, dass ich soviel trinken konnte. Es ist alles wieder als Schweiß rausgekommen ;-) Nette Idee übrigens eines Kaffeehauses beim Reinlaufen nach Frankenfels, einen Wasserkübel an die Straße zu stellen zum Abkühlen :-) Alle möglichen Beschwerden lenkten mich von der Monotonie ab zB plötzliches einsetzende Stechen im Knie bergauf machte mir angesichts der vor mir liegenden großen Steigung Sorgen...

 

Bei CP5 um 14h30 habe ich mich eigentlich noch prima gefühlt und mit den netten Leuten geplaudert (die Betreuer an allen Labestationen waren auch aktiv behilflich und haben die Läufer immer gefragt, ob sie ihnen die Flaschen auffüllen helfen sollen oder sonst was brauchen), beim Weglaufen und Fotografieren aber gemerkt, dass ich zitterte, daraufhin gleich noch einen Gang zurückgeschaltet und betont langsam den langen Anstieg zum Eisenstein rauf. Die Gruppe um "Trailapotheker" Christoph überholte mich rasch wieder, andere hatten schon richtig zu kämpfen, schließlich ging es 700hm in der Nachmittagshitze in voller Sonne rauf.

 

CP6 um 16h15, endlich oben. Gemüsesuppe und alkoholfreies Bier zur Belohnung, die Flüssigkeit und Elektrolyte tun gut. Trotzdem noch etwas wackelig auf den Beinen und deshalb ganz langsam und vorsichtig den technischen Trail hinunter (hier lagen auch die angekündigten Baumstämme quer), aber dann habe ich mich irgendwie wieder "erfangen" und ab dem zweiten Anstieg auf den Hohenstein fühlte ich mich wieder prächtig.

Dort oben auch CP7 mit nochmaliger Stärkung und dann wieder richtig laufend die lange Forststraße bergab - was mir die beiden Großzehennägel kosten würde - bis CP8, wo auch mein Dropbag lag. Mit lauwarmem Schloßgold herb im Stuhl sitzend Schuhwechsel auf meine geliebten Strassen-Hoka mit viel Platz für die Füße - eine Wohltat. Harald, ein eigentlich deutlich schnellerer Lauffreund aus Wien, war auch noch dort, weil er Kreislaufprobleme gehabt hatte und brach kurz vor mir auf. Ich fühlte mich gut und konnte den langen Anstieg auf der Straße grossteils laufen, hatte auch das smarte Fon wieder eingeschaltet wegen der Karte falls es im Dunkel Unklarheiten bezüglich des Weges geben sollte und von Josef Stöger, der uns per GPS-Tracking folgte, erfuhr ich via FB, dass es Gina offenbar sehr gut, Martin und Erwin leider weniger gut ging. Es war schon vorhin bei CP8 das Gerücht umgegangen, dass die Hälfte der Teilnehmer wegen hitzeassozierter Probleme aufgeben habe müssen, was dann auch beinahe wirklich so war.

 

 

 

Erst später dann auf Harald aufgelaufen, der wieder gut unterwegs war und nach kurzer Zeit nebeneinander beschlossen wir, die restliche Strecke durch die Dunkelheit gemeinsam zu verbringen.

CP9 bis CP10 wurde es dann wirklich dunkel und wir waren doch schon recht müde und es ging immer wieder auch ordentlich bergauf (das hatte ich komplett verdrängt) und es waren sicher wesentlich mehr als die angegebenen 10km, oder war´s die hier doch ab und zu notwendige Wegsuche,  irgendwie haben wir da 2 Stunden verbraten ;-)

 

Aber dafür erstmals zumindest subjektiv angenehm kühl und wunderbare Stimmung im Finstern im Wald und auf den Wiesen mit im Schein der Stirnlampe gespenstisch glühenden Augen der Kühe, die am und neben dem Weg friedlich wiederkäuend lagen.

Nach CP10 ging´s dann ein letztes Mal bergauf und dann endlich endgültig hinab in die Ebene. Es war übrigens wieder deutlich wärmer und etwas schwül geworden. Trotzdem beschlossen wir, die letzten 4km ins Ziel zu, naja laufen, im sogenannten Gols-Tempo halt. Das hatte den Vorteil, relativ rasch den schnurgeraden Radweg zu absolvieren und knapp vor 24h im Ziel einzutreffen.

Freude, Glück, Zufriedenheit, echtes Bier, verabreicht von Gerhard, der glaub ich im Alleingang die Läufer auf der Strecke telefonisch coachte bei Fragen zur und Abweichungen von der Route, wie ich mitbekam.

Jetzt auch endgültig Klarheit über das Schicksal meiner Gefährten: nur Gina würde bald nach mir - als Siegerin der Frauenwertung - ins Ziel kommen !

Wir sind dann doch noch bei Essen und Trinken und Plaudern und Bejubeln der weiteren Ankömmlinge bis knapp vor 3h im Zielbereich gewesen und dann bin ich irgendwann recht rasch eingeschlafen, dafür schon um 6h unruhig und hungrig wieder erwacht.

Wir blieben noch bis zur Siegerehrung, immerhin war Gina wieder mal am Podest   gelandet, da war es dann schon so heiß, dass es mir absolut unvorstellbar schien, am Vortag bei gleichen Temperaturen die Berge hochgelaufen zu sein! 

 

Fazit:

  • Eine der schönsten Laufveranstaltungen überhaupt
  • es war wirklich heiß
  • es war mein anstrengendster und trotzdem bester Lauf bisher heuer
  • ich werde möglicherweise wieder mitmachen ;-)

Bilder:

Ergebnisse:

Info:

 

Nachtrag: Vergleich meiner Rennverläufe 2014 und 2018

Jahr Start CP1 CP2 CP3 CP4 CP5 CP6 CP7 CP8 CP9 CP10 Ziel Zeit
2018 06:00:00 07:07:00 08:54:00 10:48:00 12:36:00 14:36:00 16:19:00 17:58:00 19:02:00 20:39:00 22:29:00 23:49:00 17:49:00
2014 06:00:00 07:04:00 08:47:00 10:27:00 12:06:00 14:06:00 15:35:00 17:00:00 18:06:00 19:40:00 21:22:00 22:45:05 16:45:05