mozart 100 | Salzburg / Ultra / Trail - Laufen mal anders

2019 bin ich mein erstes Trail Rennen gelaufen - den Mozart Ultra mit 63km und 2000 Hm - und es hat sehr viel Spass gemacht, auch wenn es mich ganz an meine Grenzen gebracht hat. Der Zieleinlauf in der Salzburger Altstadt, angefeuert von vielen Touristen, war ein sehr emotionales Hoch.


2020 habe ich mich
dann getraut, mich für den vollen Mozart 100 (mit 108 km ?) anzumelden - auch wenn 5000 Hm für mich ziemlich unmöglich geklungen haben. Das Rennen wurde dann kurzfristig verschoben von Juni 2020 auf Juni 2021, dann noch einmal auf September 2021, was für die Planung immer Problem gemacht hat.

 

Meine Vorbereitung

Mein Training war aber gut gelaufen trotz der Verschiebungen und der Hitzewellen in Juli und August. Ich bin ein Verfechter von Jack Daniels Moto "Do the least possible work to get the effect you want.", besonders weil für mich als "Senior" Recovery immer wichtiger wird. Mein normaler Workload ist 150 - 200 km mit 1000 bis 1500 Hm pro Monat. In den 2 Monaten vor dem Rennen habe ich zuerst die Distanz erhöht - auch beim Blumau 24 Std Lauf (132 km) und einen 30km Trail Run mit 1000 Hm. Im August machte ich 4 Trail Läufe mit zusammen 6000 Hm; am wichtigsten eine Rax / Schneeberg Überquerung mit 40km und 3000 Hm als Testlauf um zu sehen, ob ich das überhaupt machen kann, und um Schuhe und Verpflegung auszuprobieren - und dies ist besser als erwartet gelaufen und hat auch viel Spass gemacht. Zusätzliche Vorbereitung waren einige 15 km Night Runs, um besonders die Beleuchtung zu testen, da durch den späteren September Start im Dunkeln gestartet wird und mit meiner angepeilten Zeit von 18 Stunden auch die letzten 4 - 5 Stunden mit Stirnlampe zu laufen sind.

Am Freitag bin ich Richtung Salzburg los gefahren, mit einer kurzen Pause in St. Gilgen, um einen komplexeren und unbekannten Teil der Strecke mit mehreren Abzweigungen vorher genau zu kontrollieren. In Salzburg angekommen, war als erstes eine Corona Kontrolle (die erste gründliche Kontrolle seit Monaten) und Kennzeichnung mit "Grünem" Armband und Startnummer Ausgabe. Dabei habe ich ein paar alte Bekannte getroffen und dann Pizza essen gegangen mit 2 Bolivianern, die schon zum 2. Mal versuchen das Mozart 100 zu finishen - das erste Mal sind sie gescheitert an der Hitze und zu langen Pausen an den Lab Stationen, weil alle so freundlich waren!

Race Briefing (Wetter wird perfekt mit 22C, zum Original Termin im Juni wären es über 30C gewesen!) und die Profi Athleten introduction, dann schon um 20:00 schlafen gehen in meinen Caddy, um zumindest ein bisschen erholt zu sein für morgen.

Der Kurs wurde zu den vorigen Jahren etwas geändert - wegen der Brunftzeit der Hirsche! Von Fuschlsee ging es heuer gegen den Uhrzeige Sinn, zuerst zum Zwölferhorn, dann durch St. Gilgen und rauf zur Schafberg Alm bevor der Rückweg zurück zum Fuschlsee, Nockstein und Salzburg angetreten wird - 108km und ungefähr 5000 Hm später.

 

Um 3:30 aufstehen, vorbereiten und schnelles Frühstuck mit Birchermüsli und Bananen, und dann zum Startbereich, um Dropbags abzugeben und versuchen, munter zu werden und zu dehnen. Trotz der 200 Starter war es sehr ruhig und auch ziemlich kühl.

 

Es geht los

Der Massenstart noch in Dunklen mit Stirnlampen war beeindruckend und wie immer sind wir zu schnell gestartet durch die engen Gassen der Altstadt, aber sobald wir die Hellbrunner Allee erreicht hatten, konnte ich mein eigenes Tempo laufen und mit einem etwas gemütlicheren Pace meinen Platz in der Menge finden. 

 

Nach 7km fing die langsame, normalerweise sehr schöne Steigung entlang der Glasenbachklamm an, auch mit den ersten Bekanntschaften - aber beim Lampenlicht war jeder in seiner eigenen Welt gefangen und es war sehr ruhig bis zur ersten Labestation bei Hinterwinkl. Hier hatte sich das Getummel schon aufgeteilt und es waren nur 10 Leute beim Tisch. Ich füllte nur eine Wasserflasche auf beim Brunnen und bin sofort weiter. Mein Plan dieses Jahr war, so wenig Zeit wie möglich stehen zu bleiben - und ich hatte genug zum Essen selber eingepackt.

In der nächsten Etappe wurde alles langsam heller, mit einer dicken Nebeldecke unter uns. Und beim Sonnenlicht fingen auch die Gespräche an. Es war ein sehr internationales Feld - ich redete mit Deutschen, Engländern, Israelis und sogar ein paar Österreichern ;-) Die gleichen 5 - 10 Gesichter sah ich dann immer wieder über die nächsten 12 Stunden, als wir fast alle ein ähnliches Tempo hatten - manche waren schneller bergauf und ich schneller bergab.

Bis zum Fuschlsee flog die Zeit und ich war überrascht, nach 3:40 Std schon die 3. Labe und meinen DropBag erreicht zu haben. Hier wechselte ich zu weichen Hoka Speed Goat für die nächsten Etappen mit viel Höhenmetern und ladete auf mit mehr Gels und Trockenfrüchten.

 

Es wurde langsam ziemlich warm, aber der lange, steile Weg rauf zum Zwölferhorn verlief sich sehr schön, meist auf Single-Trails und oft im Wald. Wir hatten eine tolle Gruppe gebildet und hielten ein gutes Tempo zusammen, bei dem trotzdem geplaudert werden konnte. Wieder kam die Labe bei der Arnikahütte schneller als erwartet – und nach kurzem Wasser Stop gab es ein letztes, knackiges 100 Hm Bergauf zum Gipfelkreuz des Zwölferhorns - mit einem unglaublichen Blick über das ganze Salzkammergut bei blauem Himmel.

   

Hier blieb ich nur eine Minute, um den Blick zu genießen, dann ging‘s auf einem schönen, sehr steilen Weg runter nach St. Gilgen mit weitem Blick über den Wolfgangsee - meist gut laufbar, aber mit manchen Stellen, wo die Hände auch notwendig waren. Die letzten 3km, die ich am Tag zuvor kontrolliert hatte, konnte ich mehrere Leute einholen. Bei der Ankunft in St. Gilgen kam mir schon „Trailbeard (Florian Grasel als Staffel Läufer) entgegen, der bereits am Rückweg war, und gab mir ein aufmunterndes "Toll gemacht" - was meine Energie wieder hob.

Ab St. Gilgen ging es kurz am Wolfgangsee entlang, gemeinsam mit vielen Urlaubern, dann eine sehr lange, endlose Steigung auf die Schafberg Alm hinauf, wo ich das erste Mal wirklich Müdigkeit spürte. Oben gabs ein kaltes Red Bull Cola für Energie und sehr freundliche Volunteers und ich genoß 10 Minuten Pause. Ab der Alm ging es dann schnell bergab wieder zum See runter, das konnte ich in vollen Zügen genießen - trotz müder Beine - und mehrere Leute auch überholen.

Der Weg zurück nach St. Gilgen führte dann über Falkenstein, einen kleinen 200 Hm "Berg", was in der warmen Nachmittagssonne schon schwer wurde! Eine Abkühlung bei der Heilquelle half, die letzten paar Km wieder gut laufen zu können. In St. Gilgen war viel los bei der Labe und ich blieb wieder nur sehr kurz stehen - was vielleicht ein Fehler war, da ich nur 2 Gels genommen hatte seit ich das letzte Mal hier war vor 18km). Nach St. Gilgen kommt ein 250 Hm steiler Weg mit Sicherung (die hatte ich mir aber erwartet) – aber dann folgten die nächsten 9km nach Fuschl mit mehreren knackigen Steigungen und ich musste oft auf Gehen reduzieren. Trotzdem traf ich in Fuschl wieder 4 Läufer, die ich schon von der Früh kannte – und wir liefen zusammen weiter für die letzten 31 km nach Salzburg – und nur mehr 1100 Hm ;-).

Bis zum Ende vom Fuschlsee ging’s mir halbwegs OK – aber dann fingen die Magenprobleme an und ich wurde langsamer und lief allein nach Hof. Danach lief ich wieder in einer Gruppe mit Helge Wimmer (Bekannter von Wien Rundumadum 2019) und seinem Partner. So kam ich wieder gut voran, trotz der Dunkelheit.

Bei der letzten Labe nach Hof brauchte ich dann aber eine längere Pause wegen meines Magens und die letzten km rauf auf Nockstein waren eine Qual. Oben angekommen war aber dann die Welt wieder halbwegs in Ordnung und ich konnte die endlosen Stufen runter nach Salzburg sowie die Straßen bis zum Kapuzinerberg joggen. Nach neuerlichen Magenproblemen half ein Cola und die letzten 200 Hm gingen nicht schlechter als 2019 Jahr (wo ich nur 61 km in den Beinen hatte).

 

 

Oben angekommen hatte ich wieder mehr Energie und ich konnte den letzten Trail runter genießen. Das letzte Stück ins Ziel war anders angesetzt als 2019 und ich verlief mich in den engen Gassen für 5 Minuten bis ich endlich das Ziel fand (von der falschen Seite) und extra 200m laufen musste!

Mein Fazit

Perfekt markierte Strecke (habe ich mich nie verlaufen außer im Salzburg!) mit vielen sehr schönen (anstrengenden!) Trails und netten Begegnungen. Tolle Organisation mit vielen Volunteers, einziges Manko: Ab 23:00 gibt es kein warmes Essen mehr im Zielbereich, das macht Stress, unter 18 Stunden zu laufen. Körperlich war ich mit meinem Training gut gefahren, die Magenprobleme ab 12 Stunden muss ich noch versuchen, in den Griff zu bekommen (freu mich über Empfehlungen!).

Ich bin ziemlich sicher nächstes Jahr wieder am Start.

Ergebnis: 18:36 Stunden, Platz 96, AK 16 von 41