Gleich vorweg: Gols IST Geschichte. Seit 2008 fand hier die einzige österreichische 48h–Laufveranstaltung statt. Am 10.5.2024, kurz vorm Start, erfuhren wir, dass es das letzte Mal sein würde. Und ich durfte dabei sein. Deshalb etwas Geschichte:

Was mich mit der Einkilometerrunde (klingt und ist ja an sich wenig spannend) in Gols verbindet? 2257 mal belaufen bei neun Teilnahmen. Gelitten. Gejubelt. Schmerzen. Freude. Emotionen. Niederlagen. Erfolge. Ich war bei keiner anderen Veranstaltung so oft, und es ist bedeutet mir ungeheuer viel, dieses eine letzte Mal noch dabeigewesen sein zu dürfen.

Eingestiegen bin ich erst beim dritten Mal im Jahr 2010 (habe also den Streckenrekord durch den Weltrekordler Kouros beim ersten Mal 2008 nicht erlebt, aber die G´schichtln dazu erzählt bekommen), und dieser war auch der einzige Lauf, der – wetterbedingt – jemals abgebrochen wurde, aber auch da wusste ich bereits, dass das genau mein Ding war und es auch ein heimliches Ziel gab, nämlich 300km am Stück zu laufen. Aber das sollte noch dauern. 2011 war´s dann „in echt“ soweit und ich habe auf Anhieb 284km geschafft, da hätte ich´s zum ersten Mal erreichen können, wenn das Schlafbedürfnis in der zweiten Nacht nicht stärker als der Wille gewesen wäre, die Jahre darauf waren von den Ergebnissen her durchwachsen, Sehnen- und Muskelansatzentzündungen, einmal wieder knapp vorm Ziel der Kopf zu schwach. 2017 und 2018 war unter anderem wegen anderer Laufziele pausiert, und 2019 war´s dann soweit.

Gols ist auch die Strecke auf der Andreas Michalits den österreichischen Rekord (davor von Franz Sack, nicht nur local hero und Mitbegründer der Golser Ultralauftage, innegehabt) 2016 auf 375km und 2017 auf 380 km raufschraubte.

Gols ist auch die Veranstaltung mit dem größten Aufwand von Seite der Veranstalter für die wenigen teilnehmenden Läufer/innen, in jeder Hinsicht.

Angemeldet habe ich mich diesmal eigentlich nur, damit ich auch als Betreuer nicht nur inoffiziell in den Genuss der legendären Läuferverpflegung komme, weil letztes Jahr als Teambetreuer hatte ich schon ein bisserl ein schlechtes Gewissen... und es war die Teilnehmeranzahl eh nicht ausgeschöpft ;-)

Nach erzwungener (und selbstverschuldeter) Laufpause  seit 24.5.2021 und einer zweiten Knieoperation konnte ich im November 2023 die ersten Laufschritte wagen und dann immer öfter bis zu einer Stunde laufen, einmal dann in Lassee 6 Stunden, Training fand aber weiterhin überwiegend am Fahrrad statt, laufend etwa 20 bis (zweimalig) 50km pro Woche. Trotzdem habe ich beschlossen, es ernsthaft zu versuchen und zumindest die 100km-Marke zu erreichen. Da sollte mit viel Gehen auch möglich sein, wenn ich nicht weit laufen könnte, und ich würde jedenfalls als Betreuer bis zum Schluss bleiben.

Die Wetterbedingungen waren optimal angekündigt (und sollten auch so bleiben), ein Teil von unserem Team fuhr schon am Vortag hin und baute das nagelneue grüne Vereinszelt auf, und ich blieb nach gemeinsamem Testessen in der Pizzeria, die heuer das Essen liefern würde, gleich über Nacht im Turnsaal zum Schlafen. Blöderweise hatte ich mir am Sonntag davor das Kreuz verrissen und konnte nicht einmal ordentlich gehen. Also sehr konservativ als Letzter auf die erste Runde, erst gehend, dann trabend. Und es wurde tatsächlich besser, ich konnte mit einem Schnitt von 7:30 etliche Stunden laufen, bis dann alle möglichen Schmerzen begannen - aber nicht das Knie. Also Essen, duschen, und Massage: der Erfolg war phänomenal. Ich konnte 1 1/2 bis 2 Stunden richtig schön laufen, für dieses Flow-Gefühl alleine war es das Ganze schon wert. Dann waren auf einmal so 80km erreicht, und die nächsten Stunden dann körperlich wieder mühsam abwechselnd gehend/laufend gemeinsam mit Gina bis gegen 2h30 morgens, dabei Polarlichter gesucht und mit der Smartfonkamera auch gefunden. 

 

Dann kurze Nachtruhe, um rechtzeitig zum Käsetoast mit Kaffee wieder auf die Strecke zu gelangen. Und es gelang auch wieder, teilweise zu laufen, was den Plan reifen ließ, die 200er Marke zu erreichen. Inzwischen begann um 10h der 6h-Lauf, wie immer eine angenehme Abwechslung mit plötzlich mehr Betriebsamkeit auf der Strecke. Die geplante längere Nachmittagspause (mach ich immer gerne, wegen Hitze) dann doch abgekürzt, weil die Musik im Turnsaal unerträglich laut war. Also wieder gehend und dann auch teilweise laufend auf der Strecke. Es wurde aber schon beschwerlicher, meine Muskeln und Gelenke waren die Belastung einfach nicht mehr gewöhnt, und ich bekam auch immer mehr Seitenlage, wir mir jeder Runde von Sonja, welche mit den 6h-Teilnehmer/innen angereist war, nachdrücklich mitgeteilt wurde, die aktive Gegenaufrichtung hab ich dann bis zum Schluss beibehalten müssen. Massage hat diesmal nix mehr genützt. Gehen zunehmend schmerzhaft im Knöchelbereich, also kleine trippelnde Laufschritte, kaum schneller. Und dann begann nachts das Knie etwas zu schmerzen, also doch wieder gehen, ja nix riskieren. Bis Mitternacht noch, dafür dann länger schlafen. Es gelangen 185km, mit gutem Gewissen ordentlich gegessen und niedergelegt bis zum ... Toast ;-) Und dann bin ich halt doch noch 15km gegangen, echt zach (=zähe)! Aber ich habe viel mehr erreicht als ich noch zwei Tage vorher zu träumen gewagt hätte. Das ist meine schöne Geschichte aus Gols. Aus. Ende. Auf zu neuen Zielen!

Abgesehen von meiner persönlichen Geschichte waren wir aber diesmal auch als Team stark vertreten und konnten auch ordentliche Erfolge einlaufen, hier nur aus der Ergebnisliste, vielleicht schreibt ja noch wer seine persönlichen Eindrücke:

    km Rang AK Kl.Rang
Gols 48h Adalbert Darazs 160,000 14 M60 4
  Regina Kadi 182,011 4 W60 1
  Erwin Ostry 176,011 12 M60 3
  Peter Rabong 184,000 10 M50 4
  Christian Stolovitz 291,014 2 M50 2
  Christian Vollenhofer 133,011 16 M50 7
  Harald Wurm 294,014 1 M50 1
  Martin Wustinger 205,011 8 M60 2
  Josef Stöger 142,000 15 M60 5
Gols 24h Christian Vollenhofer 88,028 6 M50 2
Gols 6h Manuela Rabong 53,031 3 W50 2
  Stefanie Simon 54,156 2 W50 1

 

Und, last but really not least: es wurde der neue Streckenrekord und in Ö gelaufene Bestleistung bei den Damen neu definiert von der souveränen Gesamtsiegerin Ursula Finster mit 310km ! 

 

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